Röhrenvorverstärker mit MOSFET-Endstufe?

Egal ob Hifi, moderne Elektronik, PC und andere Technik. Hier ist alles richtig, was nicht in die anderen Unterforen passt.
Forumsregeln
Regeln
Impressum
2_Stroker
Siemens D-Zug
Siemens D-Zug
Beiträge: 813
Registriert: Sa Jan 31, 2009 21:00
Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Wohnort: Confoederatio Helvetica

Röhrenvorverstärker mit MOSFET-Endstufe?

Beitrag von 2_Stroker »

Hallo,

War lange nicht mehr hier und möchte folgende Frage stellen:

Ich möchte einen Röhrenverstärker mit MOS-FET Endstufe bauen.

Ich habe ich deshalb für MOS-FET entschieden, weil ich einfach nicht jedesmal aus Deutschland für ein Mordsgeld teuere Übertrager kaufen will.

Weil ich eben mehr Leistung möchte, habe ich mir die Sache mit der MOS-Fet Endstufe überlegt.

In der Vorstufe könnten ja 2Trioden im Gegentakt arbeiten, dies dann einfach 2x für den Stereosound.

Wie es halt so ist findet man im Internet haufenweise Sachen und Schaltpläne.
Da aber jeder so seine Vorstellungen, Meinungen und Materialien hat, ist es für mich natürlich schwer, die für mich am besten geeignete Schaltung zu finden.

Deshalb möche ich mich an euch wenden, da ihr mir schon wirklich sehr viel geholfen habt.
Würde jemand eine MOS-FET Endstufenschaltung kennen?

Ausgangsimpedanz kann 4 oder 8 Ohm sein.
Leistung stelle ich mir zwischen 100-200W ("Transistorwatt") vor.

Ist dies im Rahmen des Möglichen?

Ich habe z.B hier mal eine kleine Schaltung entdeckt, die von der Leistung her zwar nicht gerade überzeugt:

http://gaedtke.name/SubMenu_Verstaerker/6N3P.html

gruss
Andy
Freiburg Automatic
Freiburg Automatic
Beiträge: 148
Registriert: Sa Jan 23, 2010 17:48
Wohnort: München

Beitrag von Andy »

Hallo,
ja, möglich ist das auf jeden Fall. In meinen Eigenbau Aktivlautsprechern habe ich Power-MODFET Endstufen drin, die für den Baß leistet fasat 250W. Es ist der alte "Crescendo" von Elektor, etwas von mir modifiziert. Und das ist auch gleich der Haken an der Sache: es gibt die dort verwendeten MOSFETs nicht mehr. Die hatten die sehr angenehme Eigenschaft, bei Erwärmung weniger Ruhestrom durchzulassen - statt mehr wie bei allen bipolaren Transistoren und bei den heutigen MOSFETs auch. So braucht man nicht diesen zusätzlichen Regeltransistor zwischen den Gates.

Für die Leistung (bei mir bei 8 Ohm Last) brauche ich eine Spannungsversorgung von +/-70V und je zwei MOSFETs parallel geschaltet. Ebenso bekommen die Treiberstufen mehr Betriebsspannung als die Power MOSFETs, so ca. +/-80V, damit weniger Restspannung bleibt. Das verbessert auch den Wirkungsgrad und erhöht die Leistung etwas, klanglich verändert das nichts. Bei mir ist noch ein Optokoppler hinzugekommen, mit dem ich bei Lautstärke Null den Ruhestrom abschalten kann, der Ruhestromverbrauch ist schon recht erheblich: 100mA pro MOSFET, also 200mA insgesamt bei +/-70V ergibt 28W! Da Auschalten zwischendurch zu umständlich ist, reduzieren ich so tagsüber den "Standbyverbrauch" solange man gerade nichts damit hört.

Den "Crescendo" kann man sicher für neue MOSFETs modifizieren, dann muß man aber auch den "Regel-MOSFET" zwischen den Gates haben und alles passend anpassen. Von Elektor gibt es diverse Sonderhefte oder Bücher, da muß auch irgendwo der neuere Nachfolger des Crescendos dabei sein, den ich aber nicht von der Praxis her kenne. Die Schaltung ist wie beim alten Crescendo aber deutlich aufwendiger, die Treiber arbeiten als steuerbare Stromquellen und haben doppelte Differenzverstärker am Eingang, alles voll symmetrisch. Bei der gezeigten, einfachen Schaltung verschiebt sich der Arbeitspunkt je nach momentaner Ausgangsspannung. Ohne Gegenkopplung bleiben die Übernahmeverzerrungen vom AB-Betrieb, die bei MOSFETs aber erheblich geringer als bei bipolaren Transistoren sind. Es gibt zwar Stimmen, die jede Gegenkopplung ablehnen, das ist aber eher ein kontroverses Thema unter Hifi-Jüngern, die auch über Voodookabel philosophieren... Meßverstärker und auch fast alles professionelle Studioequipment arbeitet meistens mit extremer Gegenkopplung (OP-AMPs) - mein Vorverstärker übrigens auch.

Gruß
Andy
Benutzeravatar
paulchen
Geographik
Geographik
Beiträge: 7438
Registriert: Do Nov 13, 2008 7:16

Beitrag von paulchen »

Hallo!

Erkläre mir doch bitte mal jemand, was es für ein Sinn macht, Röhren in der Vorstufe, Halbleiter in der Endstufe zu verbauen.
Und dann noch eventuell, wie in der Beschreibung, Signal aus der Soundkarte?!

paulchen
2_Stroker
Siemens D-Zug
Siemens D-Zug
Beiträge: 813
Registriert: Sa Jan 31, 2009 21:00
Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Wohnort: Confoederatio Helvetica

Beitrag von 2_Stroker »

Es war ein Beispiel aus dem Internet!
Ich will Röhrensound und das ist Röhrensound, halt noch durch ein MOSFET gequetscht was ja der Röhre nicht gerade am unähnlichsten ist.
Oder irre ich?

Soviel ich weiss, sollte das ja gar nich mal so schlecht klingen...
Benutzeravatar
paulchen
Geographik
Geographik
Beiträge: 7438
Registriert: Do Nov 13, 2008 7:16

Beitrag von paulchen »

Na lassen wir mal die Soundkarte weg.
Der beliebte "Röhrensound" wird meines Wissens Schwerpunktmäßig in der Endstufe "erzeugt".
Oder irre ich mich?
Von daher wäre das gesamte Konzept Blödsinn.
Sonst wären ja sämtlich Röhrenendstufen der Welt umsonst. Man könnte dann ja mit einer recht preiswerten Vorstufe und einem preiswerten Sandverstärker schon auf der Röhrenseite sein.

Aber nur zu - ich lasse mich gerne verbessern.

Mein Vorschlag wäre, betreibe Deine EL84 Endstufe, baue eventuell jetzt oder später ein Gegentaktkonzept, so Du mehr Leistung brauchst.
Oder baue Dir Boxen mit Wirkungsgradstarken Lautsprechern. Das frisst nicht die ganze Leistung auf.
Mit 4-6 W kann man schon ordentlich "Krach" machen.

meint paulchen
2_Stroker
Siemens D-Zug
Siemens D-Zug
Beiträge: 813
Registriert: Sa Jan 31, 2009 21:00
Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Wohnort: Confoederatio Helvetica

Beitrag von 2_Stroker »

Hallo,

Siehtst du wir sind wieder beim Problem.
Will ich eine Gegentakt Endstufe bauen, bräuchte ich wieder Teile, besonders Induktivitäten, die ich nur in Deutschland bekomme und die Sache wieder importieren muss.
Das wird wieder schweineteuer und mühsam...
Benutzeravatar
paulchen
Geographik
Geographik
Beiträge: 7438
Registriert: Do Nov 13, 2008 7:16

Beitrag von paulchen »

Was hast Du denn für Boxen dran?
Neuzeitliche?

paulchen
2_Stroker
Siemens D-Zug
Siemens D-Zug
Beiträge: 813
Registriert: Sa Jan 31, 2009 21:00
Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Wohnort: Confoederatio Helvetica

Beitrag von 2_Stroker »

Hallo,

Momentan ein hin und her, werde mir neuzeitliche besorgen.

gruss
Benutzeravatar
paulchen
Geographik
Geographik
Beiträge: 7438
Registriert: Do Nov 13, 2008 7:16

Beitrag von paulchen »

Na ja, das Problem ist dann relativ schnell ersichtlich.
Bevor eine "aktuelle" Box so richtig klingt, geht schon mal etwas Leistung flöten.
Stichwort Wirkungsgrad.
Hast Du Boxen mit "alten" Lautsprechern, kommt auch was hinten raus.
Natürlich kannst Du auch geschlossene Lautsprecherboxen mit Röhre anständig betreiben, nur kostet das Leistung.
Und damit kommst Du wieder bei Deinem Problem an.
Wenn Du unbedingt was bauen willst, würde ich Dir den Tip geben, bei den Lautsprechern anzufangen. Da gibt es tolle Konzepte.
Bin da zwar der falsche Ansprechpartner, aber ich denke, Hilfe, auch sehr fundierte, wirst Du hier bekommen können.

paulchen
Benutzeravatar
holger66
Moderator
Moderator
Beiträge: 4308
Registriert: Do Dez 18, 2008 6:27
Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Nettetal

Beitrag von holger66 »

Das grundsätzliche Konzept ist so blöd nicht. Ich habe im Wohnsimmer seit 24 Jahren einen Luxman LV-105, der arbeitet genauso. 2 Doppeltrioden in den Vorstufen, Mosfets in den Endstufen. Mit den richtigen Lautsprechern ist das schon eine sehr feine Sache. Ich habe Rogers LS-2 dran. Das paßt !

H.
UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....
Munzel
Kuba Komet
Kuba Komet
Beiträge: 1882
Registriert: Di Mai 12, 2009 17:09

Beitrag von Munzel »

Hallo,

möglich ist Vieles. Zum Beispiel, daß der verlinkte Verstärker nicht kurzschlußfest und auch gefährlich für den Lautsprecher ist, weil er mit seiner Ausgangsspannung driften kann, ohne daß eine Gegenkopplung abhilft.

Inklusive abgeschossener Halbleiter bei den Versuchen, da was Brauchbares hinzubekommen, wirst Du nicht billiger sein als wenn Du 200W-AÜs für109€ einsetzt. Klick!
Ohne jetzt großartig herumgerechnet zu haben: mit zwei Endtransis wirst Du wahrscheinlich keine 200W erreichen, so rein aus dem Bauch heraus würde ich zwei oder drei Paare (+ SOA- und DC-Schutz) vorsehen, wenn es halbwegs betriebssicher werden soll.

MfG
Munzel
Benutzeravatar
paulchen
Geographik
Geographik
Beiträge: 7438
Registriert: Do Nov 13, 2008 7:16

Beitrag von paulchen »

Holger.
daß es gut klingt, mag ich ja nicht in Abrede stellen wollen.
Aber der Sinn erschließt sich mir nicht.
Schon gar nicht, wenn hinten "Röhre" raus kommen soll.

paulchen
2_Stroker
Siemens D-Zug
Siemens D-Zug
Beiträge: 813
Registriert: Sa Jan 31, 2009 21:00
Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Wohnort: Confoederatio Helvetica

Beitrag von 2_Stroker »

Also das heisst im Klartext, dass ein Schaltungsaufbau mit MOSFET mit allen Sicherheitssachen teuer käme als eine Leistungsstarke Röhrenendstufe?

Ich habe mal den Link angeschaut, sehr interessant, doch gibt es auch komplette Bausätze mit Vor -und Endstufe?

gruss
Benutzeravatar
Rocco11
† Siemens D-Zug
† Siemens D-Zug
Beiträge: 3354
Registriert: Di Feb 05, 2008 18:41
Wohnort: Göppingen

Beitrag von Rocco11 »

Hallo,
Aber der Sinn erschließt sich mir nicht.
Schon gar nicht, wenn hinten "Röhre" raus kommen soll.
Mir ebenfalls nicht. Sorry. :roll:

Eingangs wurde gesagt: "Ich will Röhrensound und das ist Röhrensound, halt noch durch ein MOSFET gequetscht was ja der Röhre nicht gerade am unähnlichsten ist."

Wenn MOSFETs gelegentlich in ihrem Verhalten mit Röhren verglichen werden, dann bezieht sich der Vergleich hauptsächlich auf die Tatsache, daß beide Komponenten eine (nahezu) leistungslose Ansteuerung ihr Eigen nennen. Ob der MOSFET dann ähnlichen Klirrfaktor produziert um das Röhrenverhalten zu vervollkommnen, ist eine andere Frage.

Bekannt ist ferner, daß die kleine Gilde der Röhren-High-End Liebhaber Unsummen in ihr Equipment * SPAM-Verdacht! Werbung nicht erlaubt*. Und zwar egal ob Fertiggerät, Bausatz, oder völliger Eigenbau. Soviel ich weiß schlagen hier am meisten die handselektierten Röhrenduette oder -quartette, und vor allem, - vor allem - die riesigen, mit äußerster Sorgfalt gewickelten Ausgangsübertrager zu Buche.
Wenn der 'typische Röhrensound' sich allein durch Röhrenvorstufen plus (eisenlose) MOSFET-Endstufe erreichen ließe, dann wären doch alle blöd die nicht diesen Weg gehen würden.

Noch was: Es müssen sofort mindestens 200W sein. Pro Kanal, versteht sich. Wieso eigentlich? :roll:

Gruß

Rocco11
Munzel
Kuba Komet
Kuba Komet
Beiträge: 1882
Registriert: Di Mai 12, 2009 17:09

Beitrag von Munzel »

Hallo,
2_Stroker hat geschrieben:Also das heisst im Klartext, dass ein Schaltungsaufbau mit MOSFET mit allen Sicherheitssachen teuer käme als eine Leistungsstarke Röhrenendstufe?

Ich habe mal den Link angeschaut, sehr interessant, doch gibt es auch komplette Bausätze mit Vor -und Endstufe?
nun, ein mehr oder weniger ausgegorener Schaltplan ist das Eine, ein unter allen Umständen betriebssicheres Gerät das Andere. Will man es richtig machen, sollte man über Transistoren und Kühlkörper drüberrechnen, sich ein Leiterplattenlayout ausdenken. Zusätzlich müssen hier eben Schutzschaltungen sein (was man im Netz sieht, sind meistens nackige Verstärker). Will man es gut machen, verabschiedet man sich vom Ausgangsrelais und baut einen Crowbarschutz ein.

Beim Thema HF-Erregung haben sich Halbleiterendstufen etwas mimosenhafter. Während bei einer Röhre einfach Anode und / oder Schirmgitter glühen, sterben die Transis in Sekundenbruchteilen.

Der Aufwand ist höher, glaub' mir.
Wenn Du Dich aber für was Betriebssicheres mit MOSFET interessierst, suche einfach mal nach älteren Verstärkern für PA-Anwendungen.

MfG
Munzel