Philips BCH 581 A

Hier könnt ihr die schönsten Stücke eurer Sammlung zeigen oder Geschichten zu besonderen Radios erzählen.
Walterh
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Philips BCH 581 A

Beitrag von Walterh »

Hallo

Nachdem Philips Geräte immer mal wieder schlecht wegkommen bei den Sammlern - von wegen schlechter Wartbarkeit etc. - möchte ich hier doch eines meiner aktuellen Lieblingsgeräte vorstellen - einen BCH 581 A von 1948.

Das Gehäuse hat echte Intarsien, die Skalenscheibe für die 6 Wellenbereiche ist aus Plexiglas. Der Röhrensatz ist ungewöhnlich in dieser Zusammensetzung und besteht aus ECH21, 2 x EAF41 (oder EAF42), EM4, EBL21 und AZ1.

Bei diesem Gerät war der Ersatz aller Teerkondensatoren angesagt, da das Gerät lange feucht gestanden hatte und erst nach Monaten durchtrocknen nicht mehr müffelte. Die Isolationswerte der Papierkondensatoren und der Zustand der Elkos waren jenseits - so, dass das Gerät erst komplett stumm war. Aber: ausser den genannten Teilen und dem Netzkabel war letztlich alles Andere i.O. Durch die gespreizten Kurzwellenbänder ist auch der KW-Bereich für Laien gut bedienbar und die Wiederauffindbarkeit eines Sender gut gewährleistet. Auch die Empfangsleistung entspricht eher mehr, als was man von einem sorgfältig durchkonstruierten 6-Kreis-6-Wellen-Empfänger erwarten kann.

Das Gerät bot m.E. für den damaligs geforderten Kaufbetrag von CHF 585.-- viel fürs Geld - technisch wie optisch.

Hier noch einige Bilder:

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Gruss, Walter
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Ralph
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Re: Philips BCH 581 A

Beitrag von Ralph »

Hallo Walter,

ein ähnlich aufgebautes Gerät, auch recht zeitgleich zu Deinem, habe ich auch. Die Empfangsleistungen sind wirklich gut. Nur das Gehäuse von Deinem ist um Klassen schöner!

Die Wartungsfreundlichkeit vieler Philips aus dieser Zeit ist aber wirklich häufig eine Katastrophe. Da tobt bisweilen ein Durcheinander, das man nur skurril nennen kann. Dabei konnten die das in anderen Firmensegmenten so schön anders.

Aber auch andere Firmen konnten sowas. Mit einem Zahnarztspiegel kann man in manchen Nordmendes gut auf Entdeckungsreise gehen. Wo sich alles Bauteile verstecken lassen...

Gruß Ralph
Und klingt der Netzbrumm schauerlich, das Radio spricht: NOCH LEBE ICH!
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holger66
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Re: Philips BCH 581 A

Beitrag von holger66 »

Hallo Walter,

die Röhrenbestückung ist schon ein bißchen kurios. Eine Schlüsselröhre raus, dafür zwei Rimlocks rein, das war wohl gerade die Umstellungsphase damals. Und dazu dann die steinalt wirkenden EM4 und AZ1. Dabei gab es doch eine EZ21, man hätte nur den Trafo anders (einfacher) wickeln müssen.

Was mich an diesen recht simplen Philips-Konstruktionen immer wieder beeindruckt (ich hatte letztens einen Fridor-Waldorp 521 von 1949 zwischen, auch ein hübsches Gerät, aber innendrin reinster Philips) ist die erstaunliche Temperaturkompensation. Nach dem Einschalten einmal einen Sender eingestellt und gut isses ! Nix mit Drift über Stunden, das ist irgendwo schon irre.

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Edit: Hm, Bild einbinden auf die übliche Tour klappt nicht, weiß nicht, wieso.

Das Innenleben ist dagegen meist leider ein ziemlicher Verhau, da habt Ihr schon recht.

Aber hübsch ist er !

Gruß
Holger
UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....
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paulchen
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Re: Philips BCH 581 A

Beitrag von paulchen »

Hallo Walter und alle anderen!

Schönes Gerät.
Auch finde ich die hier teilweise angesprochne "Drahtverhautechnik" nicht gegeben.
Ich hatte den baugleichen

http://www.radiomuseum.org/r/philips_bx594a.html

hier und fand den konstruktiv eigentlich gar nicht so schlecht. Sicher ist es für den deutschen Bastler ungewöhnlich, gleich die ganze Schallwand am Chassis kleben zu haben. Aber eben wie immer - andere Länder, andere Sitten. Reparieren lässt sich so etwas hier ganz gut, wie ich finde.

Und mal ganz ehrlich, das sich ewig immer wiederholende Gelsenkirchener Barock Design ist doch auf Dauer auch langweilig.
Da sind doch solche Geräte gerade das Salz in der Suppe.
Also mir gefällt das Radio richtig gut. Und Klang und Leistung sind auch nicht gerade untere Mittelklasse wie ich finde.
Schön, schön...

paulchen
klausw
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Re: Philips BCH 581 A

Beitrag von klausw »

Philips hat wirklich sehr hübsche Geräte gebaut.
:D
Die Drahtverhautechnik mag eine Sache sein, das sehe ich nicht sehr kritisch. Was aber übel ist, und das zeigt auch wieder des Foto des eingangs vorgestellten Geräts, sind die "Spulenbecher" mit ihren Sicken. Öffnen eines solchen Spulenbechers: nur durch Zerschneiden.

Wird mancher fragen: warum öffnen? Antwort: weil dort mitunter Kondensatoren innen verbaut sind (ist ja gerade bei Bandfiltern nicht unüblich) und diese ebenfalls altern.

Reine Theorie? Nein.
Vor Jahren bei einem Aachen Super D63 ( das ist der große 1939er, mit Motorsuchlauf) gehabt. Dort fand sich 1 defekter Kondensator im Inneren des Bechers, zwar in Wachs vergossen, aber das Wachs versprödet über die Jahrzehnte (logisch) und setzt den Kondensator dem natürlichen Alterungsprozess aus.

Austausch brachte bei meinem Gerät seinerzeit Besserung, aber auch einen zerschnittenen Spulenbecher :wut: .

k.
Zuletzt geändert von klausw am Do Sep 16, 2010 13:28, insgesamt 1-mal geändert.

k. steht für klaus

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Re: Philips BCH 581 A

Beitrag von Walterh »

Hallo

Zu den diversen Kommentaren:

Die Lösung, dass die Schallwand und das Chassis verbunden sind, finde ich praktisch - kein Ablöten von Lautsprecherkabeln, kein Lösen von Skalenseilen oder -Zeigern. Praktisch!

Drahtverhau? Fehlanzeige! Lötstützen, auf welchen die Bauelemente teils dreischichtig montiert sind! Zugänglichkeit für Ersatz nicht immer optimal, aber doch gut. Ich kenne Anderes (z.B. Nordmende Ende 50iger mit unzugänglichen, hochkant im Chassis verbauten Leiterplatten).

Defekte ZF-Filter? Bei vmtl. über 50 reparierten Philips bei mir noch nicht vorgekommen. Und wenn - bei der Häufigkeit von Philips-Geräten hätte sich sicher ein Schlachtchassis mit guten ZF-Filtern gefunden. Da es sich beim genannten Gerät um ein solches aus deutscher Fertigung handelt, wurden da ev. nicht Philips-Bauelemente verwendet. Aus den in Deutschland gefertigten Geräten der 50iger weiss ich, dass das so war (da findet man ja so nette Sachen wie Wima-Bonbons). Also Probleme, die nicht Philips allgemein angelastet werden sollten.

Ganz generell: Keine keramischen Trimmer mit Silberbelägen, die weggammeln sondern Aluminium-Tauchtrimmer oder die Röhrchen-C mit Draht zum Abwickeln bis zum Sollwert. Kaum Glimmer-Kondensatoren mit Kontaktproblemen der Vernietung oder auch mit Silbermigration sondern meist keramische Kondensatoren mit guter Lackierung. Auch die Widerstände sind kaum ein Thema - ganz im Gegensatz zum Beispiel zu vielen Widerständen aus US-Fertigung.

Alles in Allem kann ich Philips-Geräten - egal ob aus den 30igern, 40igern oder später eigentlich ein gutes Zeugnis ausstellen. Wirklich berechtigt erachte ich nur die Kritik an teils abenteuerlichen Skalenseil-Konstruktionen.

Welcher andere Radiohersteller hat es über so viele Jahrzehnte geschafft, gleichbleibend preiswerte und marktkonforme Produkte herzustellen, die sich als so langzeitstabil und heute noch reparierbar zeigen (hier spreche ich für die Produkte bis in die 60iger)? Und dabei noch Margen erwirtschaften liessen, die das Überleben bis heute ermöglichen......?

Gruss, Walter
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Re: Philips BCH 581 A

Beitrag von klausw »

Walterh hat geschrieben:Hallo

Zu den diversen Kommentaren:

....Defekte ZF-Filter? Bei vmtl. über 50 reparierten Philips bei mir noch nicht vorgekommen. Und wenn - bei der Häufigkeit von Philips-Geräten hätte sich sicher ein Schlachtchassis mit guten ZF-Filtern gefunden. Da es sich beim genannten Gerät um ein solches aus deutscher Fertigung handelt, wurden da ev. nicht Philips-Bauelemente verwendet. Aus den in Deutschland gefertigten Geräten der 50iger weiss ich, dass das so war .... Also Probleme, die nicht Philips allgemein angelastet werden sollten.....
Also die Wahrscheinlichkeit, für dieses Gerät
http://www.radiomuseum.org/r/philips_aa ... _d_63.html

mal soeben ein Schlachtchassis zu finden, scheint mir eher gering. :shock: Inwieweit eine Baugleichheit mit anderen, häufigeren Modellen existiert, wer will's mit Bestimmtheit sagen, trotz aufgestempelter Nummern.
Auch finden sich solche Spulenbecher bei keinem meiner deutschen Nicht-Philips-Vorkriegsgeräte, dort konnte ich jeden Becher bisher noch zerlegen.
Andererseits weiß der erfahrene Restaurateur, dass es an einem Radio nichts gibt, was nicht mal kaputt gehen kann, und sei es dass man eine "kalte Lötstelle" beseitigen muss.

Sei's drum, auch wenn die Geräte nicht für eine Reparatur nach 70 Jahren konzipiert waren, aber: die zwingende Notwendigkeit, einen Spulenbecher mit diesen Sicken zu verpressen (luftdicht ist er nicht !) muss mir erstmal jemand verdeutlichen. Andere Hersteller kommen ohne solche "Kunstgriffe" aus. :mrgreen:

k.

p.s.: im Vergleich einer Philetta aus den 50ern und der ihr nachempfundenen SABA "Sabine" stelle ich schon fest, dass SABA Bandfilter verbaut hat, die sich auch heute noch "wertiger" darstellen und eher trimmen lassen, als das Philips - Produkt dies mit seiner Miniaturbauweise gestattet... :mrgreen: ...war dafür auch wenig teuerer.

Nix für ungut, jedem seine Lieblingsgeräte.

k. steht für klaus

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Re: Philips BCH 581 A

Beitrag von Walterh »

Ja, ein Schrottchassis zu einem Aachen D63 zu finden dürfte schwierig sein. Die Rede war aber von ZF-Filtern. Und da sind auch im Aachen D63 wohl nur Philips Standardteile drin - sieht jedenfalls in den RM.org Bildern so aus.

Die Bemerkung betreffend "Wertigkeit" kann ich gut nachvollziehen. Schliesslich habe ich die Bauteilqualität gelobt, nicht den Gesamtaufbau - der ist bei Philips immer von Kostenoptimierung geprägt.
Das dürfte auch der Grund für das Verpressen der Spulenbecher und ZF-Filter sein. Als "Baugruppe" einfacher im Handling und dann sind die ja auch nicht auf das Chassis geschraubt, sondern mit Laschen vom Chassis in Position gehalten. Also auch da: nebst viel Arbeit auch pro Becher zwei Schrauben, Muttern und Unterlagsscheiben gespart. Der Empfangs- oder Klangqualität schaden solche Sparmassnahmen nicht.
Das sind dann halt auch Aspekte, die für mich interessant sind. Da zeigt sich eben auch die Ingenieursarbeit bzw. -genialität. Hohe Qualität bei geringen Kosten - Philips hat da schon Messlatten gelegt. Schönere, aufwändigere Chassis hatten Viele - überlebt haben den Wettbewerb Wenige.

Wer nun einfach Geräte nach Optik oder Marktwert sammelt, der sieht solche Unterschiede nicht, macht sich wohl auch keine Gedanken dazu.

Nix für ungut - meine Lieblingsgeräte haben oft Facetten, die nicht jeder sieht oder schätzt.

Gruss, Walter
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Re: Philips BCH 581 A

Beitrag von klausw »

Eins meiner Lieblingsgeräte ist der 834 A (das "Ei") von Philips. Der bot, außer dem zerbröselten Lautstärkedrahtpoti mit seinen Abgriffen, wenig "Stress".
Den D 63 muss ich mir irgendwann mal richtig vornehmen :? , da auch die Walze, die die "Senderprogrammierung" darstellt, in sich bombenfest sitzt :wut: .

Schnuckelig und richtungweisend :super: , fand ich die erste Philetta ( 203 U) mit den Schlüsselröhren (UBL 21 etc.). Allerdings auch hierbei, neben faszinierender Technik, "Pfusch am Bau" :mrgreen: , indem man brüllend-heiß werdende Bauteile (UY21, UBL 21, Vorwiderstand) in ein Kleinstgehäuse baut. Ich habe noch die allererste Ausführung ohne Luftlöcher im Bakelit,
http://www.radiomuseum.org/r/philips_ph ... 3u_14.html

spätere Versionen und insbesondere die deutschen Nachbauten mit anderen Firmennamen hatten ja bereits Luftlöcher oder -schlitze.

Fummelig natürlich auch, hier sowie an meiner Philitina (u. auch an einem Vorkriegs-ERRES mit Philips-Technik), die Lautstärkepotentiometer mit ihrer Einbauposition tief im Gerätechassis. Musste bei allen dreien ersetzt werden, da auch mit Reinigung nicht krachfrei zu bekommen.

Aber nichts destotrotz: optisch reizvoll sind viele der Geräte schon.

Gruß
k.

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Re: Philips BCH 581 A

Beitrag von Walterh »

Ja, Philips hatte bezüglich Thermik manchmal gute Ideen - so wie z.B. den Kühlschrank mit eingebautem Röhrenradio (BF102A)...

Gruss, Walter
Gery
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Re: Philips BCH 581 A

Beitrag von Gery »

Philips hat ja den Joystick erfunden, dieses Aachen Super D52 AU habe ich schon restauriert bekommen. Die elektrischen Bauteile lassen sich auch nicht schwieriger wechseln als bei anderen Herstellern. Aber der mechanische Kram mit den Seilzügen weia, da würde ich stellenweise verzweifeln.
Vom Klang usw. aber echt super, wenn man bedenkt was damals so technisch machbar war.
http://666kb.com/i/bi1suwvm3fry3i63g.jpg

LG Gery


*Edit Moderator PL504: Bild verlinkt, da zu breit*