Grundig 840WH/ 810W ein Gerät für Liebhaber des Einfachen

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Christopher
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Grundig 840WH/ 810W ein Gerät für Liebhaber des Einfachen

Beitrag von Christopher »

Hallo!

Ich will euch mal meine neuste Flohmarkterrungenschaft vorstellen, das Gerät ist relativ selten.
Vorneweg gesagt, ich bin ja ein Liebhaber ungewöhnlicher UKW-Teile und da gehört dieses Radio auf jeden Fall dazu.

Bild
Optisch hat es nichts zu bieten, standard 50er. Außerdem ist der Lack auch nicht mehr im besten Zustand. Das Teil war vollkommen verdreckt und sah fürchterlich aus, wäre nicht die interessante Technik, ich hätte es stehen gelassen. 4 EUR habe ich übrigens bezahlt. Ich finde nach einer halben Flasche Möbelpolitur sieht es aber wieder annehmbar aus.

Kommen wir nun zur Technik, dem wirklich interessanten an dem Radio:

Bild
Was schon mal verblüfft, es sind nur 3 Röhren in dem Gerät: EC92, EF41 und ECL113. Es sind auch keine weiteren Dioden drin.
Das Gerät hat die Wellenbereiche MW, LW und UKW! Wie geht das? Ganz einfach!
Das Radio ist auf AM ein 2 Kreis Geradeausempfänger mit Rückkopplung! Diese befindet sich hinter dem Lautstärkeregler. (Die EC92 ist bei AM außer Betrieb!?) Hier stellt sich unweigerlich Volksempfänger-Feeling ein. :lol:
Auch der UKW-Teil ist nicht minder interessant: Es ist ein 5 Kreis-Super. Die Mischung erfolgt bereits "modern" additiv in der EC92. Dann folgt die EF41 als ZF-Stufe. Die Demodulation erfolgt über eine Audionschaltung ohne Dioden!

Das Teil ist auf UKW gar nicht mal so schlecht. Die Empfindlichkeit ist zwar sehr mäßig, aber die wichtigsten Sender kommen selbst mit Behelfsantenne gut rein. Die Abstimmung erfordert etwas Fingerspitzengefühl, man muss ihn etwas weg vom Maximum einstellen, sonst verzerrt es. Außerdem rauscht es etwas.

Bild
Es hat übrigens sofort frisch vom Speicher gespielt. Allerdings mussten einige C's getauscht werden. Die Stromaufnahme sank darauf von 36W sofort auf 27W!

Eine Frage habe ich aber: Wie funktioniert genau die Demodulation bei dem Gerät und wo finde ich sie in der Schaltung?

Ich habe einen Schaltplan, leider gehört er nicht mir, so dass ich ihn nicht einstellen will. Wer sich für das Gerät interessiert meldet sich bitte einfach mal bei mir.

Schon interessant, was man sich damals nicht hat einfallen lassen, um ein preiswertes, aber doch nicht schlechtes Gerät auf den Markt zu bringen. Das Radio ist übrigens Baujahr 1954/55.

Gruß Christopher :)
Zuletzt geändert von Christopher am Do Aug 12, 2010 22:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Radiomann »

Hallo Christopher,

vermutlich arbeitet der Demodulator nach dem Prinzip des Flankendemodulators?

Wenn du googelst, wirst du fündig - Schaltung und Prinzip. :wink:

Schönes altes Gerät aus der Zeit, als noch einfache Lösungen zum Verkauf anstanden.
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Beitrag von Radiowerkstatt »

Hallo Christopher.

Nach dem GRUNDIG 810W oder 810WL suchen, das ist der grundtyp.

Die Demodulation geht wie beim SABA-A und Philips 7455 beides UKW-Audions mit HF-Stufe. Keine Pendler.

Gruss Johann
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Beitrag von Radiomann »

Die Demodulation geht wie beim SABA-A und Philips 7455 beides UKW-Audions mit HF-Stufe. Keine Pendler.
Hallo,

danke für den Hinweis.

Da ich mir nicht sicher war, schrieb ich auch "vermutlich"; aber wie dem auch sei, vorlesungsrelevant dürfte für Christopher weder das eine noch das andere Prinzip mehr sein. :wink:
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Beitrag von Radiowerkstatt »

Hallo "rm"

Es ist ja nichts falsch.

Egal ob die Gleichrichtung, also das Abtrennen der NF von der Hf an einer Diodenkennlinie oder an der Gitter-Anoden-Kenlinie des Audion gemacht wird. Vorausgehen muss immer zu erst, das Umwandeln der FM in eine AM an einer der Flanken eines Schwingkreises. Ob das nun bei 10,7 Mhz = ZF oder an einem 100Mhz = HF Kreis gemacht wird, spielt rein technisch gesehen ( nicht in den Werten der Ausbeute) keine Rolle.

Danach kommt die Gleichrichtung als AM_ Gleichrichter. Es hat sich halt eingebuergert entweder vom Ratio oder Flankengleichrichter zu sprechen.

Bei den wenigen Modellen mit AUDION ist das nicht jedem gelaeufig.


Ergo: alles ist richtig gewesen.

mfg Johann
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Beitrag von Radiomann »

Hallo Johann,

jetzt hattest du mich aber verunsichert; erst deine folgend Erläuterung gab mir den "Seelenfrieden" wieder zurück. :lol:

Es ist also das Prinzip des Flankendemodulators, bei dem die FM an der Flanke eines Schwingkreisen in AM umgewandelt wird und anschließend durch Gleichrtg. die NF generiert wird(wie von dir beschrieben).
Letzteres kann sowohl an der Gitter/Kathodenstrecke wie auch an einer Diode erfolgen.
Insgesammt also eine einfache Art der FM-Demodulation, verglichen mit dem Ratio-Detektor oder gar integrierten Schaltungen, die auf z.T. völlig anderen Prinzipien basieren.

Und hier noch ein Link (Seite 2) dazu:
http://141.30.121.10/staff/nuszkowski/RF_Systeme_V5.pdf
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Beitrag von Radiowerkstatt »

Hallo Rm.

Ja genauso ist es. Danke fuer den Link.


Gruss Johann
Zuletzt geändert von Radiowerkstatt am So Sep 02, 2007 16:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Christopher
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Beitrag von Christopher »

Hallo ihr beiden!

Danke für die Tipps und Erläuterungen.
Ich denke so langsam steige ich auch etwas dahinter. Hab mir das Prinzip der Flankendemodulation mal etwas angelesen, ich denke mal prinzipiell habe ich es verstanden. Statt der Diode ist hier eben das Audion drin.

Die "Symptome" die mein Radio zeigt passen ja auch dazu:
- 2 Maxima
- Verzerrung in Sendermitte
- Rauschen
- jedes Schalterknacken hörbar (wenn im Nebenraum der Kuhlschrank angeht ist es eine wahre Pracht. :shock: )

Der technisch richtige Begriff für den UKW-Teil müsste Super mit ZF-Audion sein, oder?

Eine besonders häufige Schaltung scheint es nicht zu sein. Spontan habe ich nur den Emud Volkssuper und den Schaub-Lorenz Pirol 56GW mit ähnlichen UKW-Teilen gefunden.

Ich habe das Gerät mal empfangstechnisch mit einem Saba Triberg 52 verglichen (8 Kreis UKW-Super mit Flankendemodulation; EF80, ECH42, EF41, EBC41, EL41). Der Empfang des Grundigs ist besser! Zwar kommen beim Saba bei gleicher Antenne gleichviele Sender rein, aber der Grundig ist wesentlich lauter im Empfang.

Gibt es eigentlich Unterschiede zwischen dem 810WL und dem 840W? Spontan habe ich jetzt keine gefunden.

Gruß Christopher :)
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Beitrag von Radiowerkstatt »

Hallo Christopher,

das mit der HF hast Du alles richtig verstanden.

Der 840WH (Holz) ist der unveraenderte Nachfolger des 810WL in Presstoff und LW der auf den 810W (Presstoff) ohne LW folgte.

Mehr dazu gibt es hier:



http://www.radiomuseum.org/forum/grundi ... chnik.html


Gruss Johann
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Christopher
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Re: Grundig 840WH/ 810W ein Gerät für Liebhaber des Einfache

Beitrag von Christopher »

Hallo!

so, es gibt Neues. Seit einigen wochen habe ich nun den Urvater des Gerätes, den 810W. Nun ist der endlich fertig geworden.
grundig 810.JPG
Das Radio ist Baujahr 1952/ 53 und wie der 840 nur mit den Röhren EC92, EF41, ECL113 bestückt. MW-2-Kreiser mit Rückkopplung, UKW-5-Kreis-Super mit ZF-Audion.
Die einzigen Unterschiede zum 840 sind das schönere Bakelitgehäuse und der fehlende LW-Bereich.
grundig 810 hinten.JPG
Ich bin auch hier wieder vollkommen überrascht von den guten UKW-Empfangsleistungen. Die Sender kommen sauber und verzerrungsfrei mit guter Tonqualität. Bei starken UKW-Sendern wird das Radio sogar zum Brüllaffen. Die Lautstärke ist konstruktionsbedingt natürlich stark Empfangsstärkeabhängig. Antenne Koblenz kommt mit einem 2m-Draht so stark rein, dass ich bei voll aufgedrehtem Lautstärkeregler die Endstufe übersteuer!
grundig 810 hinten2.JPG
grundig 810 innen.JPG
Leider hat das Radio mal etwas feucht gestanden. Das Chassis und der Drehko sind korrodiert. Der Drehko hat außerdem auch noch einen Schaden (verbogen). So ist der AM-Empfang nur beim hochfrequenten Ende der Skale möglich. :(

Gruß Christopher :)
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Re: Grundig 840WH/ 810W ein Gerät für Liebhaber des Einfache

Beitrag von saarfranzose »

die guten Empfangseigenschaften des Grundig EC92 Tuners kann ich bestätigen.

Die Röhrenkombination des 810 ist sehr ausgefallen und macht das Radio zu einem ungewöhnlichen Schmuckstück!
Gruß,
Jupp
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