Ach, Du meine Güte...!

Grundlagenwissen für Anfänger und Fortgeschrittene. Alles was man über alte Radios wissen sollte und kann.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios, Gute und böse Kondensatoren
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edi
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Ach, Du meine Güte...!

Beitrag von edi »

Die meisten hier werden mit dieser Sache vielleicht nie zu tun haben- ein Fehler, den einige Kondensatoren der 30er/ 40 Jahre haben können:
Der Kondensator hat noch Kapazität, keinen Leckstrom, der einen Ausfall bestätigt, aber funktioniert trotzdem nicht mehr.
Sowas geht ??? Warum ?
Ja, gibt`s. Erklärung: Die Güte ist runter.
Beschreibt ein Artikel aus Funk- Technik Heft 11/1954 (Die Scans sollten alle hier haben)
(Artikel aus Scan, von mir aufbereitet)

Bild

"Häää... Güte ??? Wie jetzt ? Singt meine Frau immer: "Meine Eier, die sind Güteklasse A... !"
aber Kondensatoren...?"
Sämtliche Wechselstromverluste eines Kondensators werden durch einen parallel zum Kondensator gedachten Widerstand Rp zusammengefasst. Der Verlustfaktor tan(δ) wird definiert als Xc/Rp und gibt die Güte eines Kondensators wieder. Er hängt von der Temperatur, der Frequenz, der Feuchtigkeit und der Kapazität des Kondensators ab. (Quelle)
Edi: XC sollte jeder kennen: der kapazitive Blindwiderstand.
Die Güte ist der Reziprokwert des Verlustfaktors, also = 1/ tan(δ)

Genau das hatte ich in einem Vorkriegs- Graetz 48 GW.
Darum kann ich so ein "Gütewrack" mal zeigen. Dunkelbraune Bakelit-
Wanne, gelbliche Vergußmasse.
Bild
Bei RMorg ist ein Keramikkondensator abgebildet: rund, Euromünzen- Größe, gelbe Keramikwanne, oben gelbliche Vergußmasse. Oft in HF- Stufen zu finden.

"Ümmer nür güte Kündensütüren...!" wünscht

Edi
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Re: Ach, Du meine Güte...!

Beitrag von Alles-Blau »

Solche Kondensatoren waren auch in meinem Telefunken eingebaut , die waren alle defekt .Hab die durch Styroflex ersetzt und das Radio spielte wieder.Bei allen Kondensatoren war die Vergussmasse gerissen.
edi
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Re: Ach, Du meine Güte...!

Beitrag von edi »

ZF taub und extrem breitbandig, kaum noch ein Maximum- alle 4 in der ZF ersetzt -> Volle Leistung.
Dazu noch 2 Stück in der HF, die funktionierten noch, aber die Vergußmasse war schon rissig- also tabula rasa.

Bild

Edi
Zuletzt geändert von edi am Do Jan 12, 2012 0:10, insgesamt 1-mal geändert.
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amiga3000
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Re: Ach, Du meine Güte...!

Beitrag von amiga3000 »

edi hat geschrieben:ZF taub und extrem reitbandig, kaum noch ein Maximum- alle 4 in der ZF ersetzt -> Volle Leistung.
Dazu noch 2 Stück in der HF, die funktionierten noch, aber die Vergußmasse war schon rissig- also tabula rasa.

Bild

Edi

In Ebay setzen,die HIFI Deppen suchen doch sowas,sind doch besser wie der *moderne Schrott* :mrgreen:
Mfg.
Mario
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Fitradioantenne
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Re: Ach, Du meine Güte...!

Beitrag von Fitradioantenne »

Hallo,
das Erlebnis mit den Glimmerkondensatoren hatte ich auch in meinem alten Mende 278.
Von außen sahen sie eigentlich gut aus, aber sie waren trotzdem alle dahin.
Zu Probe habe ich dann erst mal moderne Kondensatoren an einem Kreis eingelötet und hatte damit Erfolg. Der Kreise ließ sich wunderbar abgleichen. Als endgültige Lösung habe ich dann die alten Kondensatorgehäuse von allem Glimmermüll innendrin befreit. Bei der Arbeit wurde mir klar, warum die Kondensatoren nicht mehr funktionierten. Die Glimmerschichten waren völlig zerbröselt. Nachdem die Gehäuseschalen leer waren, habe ich mir passende, engtolerierte Miniaturkondensatoren in radialer Bauform bestellt. Um auf die erforderlichen Kapazitätswerte zu kommen, habe ich immer 2 Stück aus der Normreihe parallel geschaltet. Damals waren die Capazitäten in ihren Werten anders abgestuft als heute. Anschließend habe ich alles mit Epoxikleber vergossen. So habe ich zumindest die original Bauform erhalten. Zu sehen sind die C's im eingebauten Zustand nur noch von der Seite, das heist die fehlende Beschriftung (Vergussmasse) fällt nicht auf.
Das Ergebnis war sehr zufriedenstellend. Alle Kreise konnte ich wunderbar abgleichen.

Gruß Jo
schön dass es sie noch gibt, die guten alten Röhrenradios !