post vom 28 Dez 2008 11:57:
Mit Kältespray prüft man
- Die Frequenzstabilität von Schwingkreis- Bauelementen
Wenn man die alten Radios der 3oer bis 50er sieht, da wimmeln viele knallbunte Röhrchenkondensatoren in den HF-Stufen herum... die Farbe ist nicht umsonst, bezeichnet Kondensatoren mit verschiedenen Keramik- Materialien, und diese haben oft gegenläufige Temperaturkoeffizienten, das heißt, Kapazität höher bei Temperaturerhöhung, und umgekehrt. Durch entsprechende Auswahl gegensätzlicher TK's der Keramikmaterialien konnte die Abstimmgenauigkeit aufwendiger Spitzengeräte und Militärgerate sehr hoch und (im Rahmen der gegebenen Umgebungstemperatur- Differenzen) nahezu temperaturunabhängig gestaltet werden.
- Die Frequenzstabilität von HF- Ableitungs- C's (ja, auch die !),
letzteres: bestimmte Bauelemente in Tunerbaugruppen, sog. "Verklatschungs- Kondensatoren", scheibenförmige Kondensatoren aus dem Keramikmaterial Epsilan, die mir einem Belag direkt an das Tuner- Blechgehäuse "geklatscht" wurden, sind mir mit den tollsten Effekten in Erinnerung, wie Frequenzsprünge, Frequenz- "Hochziehen", Mikrofonie, Eigen- AM, u.v.a...
Brachte den Epsilan- C's den Spitznamen "Epileptiker"...
Ursache wahrscheinlich Veränderungen im Keramikmateriel durch die Hitze des Anlötens, immerhin kühlt das Blech ja, da mußte der Lötkolben schon mal richtig zur Sache kommen.
- Kontaktierung von Bauelementeanschlüssen (gepreßte Anschlußkappen von Widerständen, gepunktete Anschlüsse in Wickelkondensatoren)
- Die Kontaktsicherheit und Temperaturbeständigkeit von Keramik- ZF- Filtern, speziell der innerhalb eines Plastgehäuses nur in eine Fassung gesteckten Kristall-Einsätze der AM- Filter.
- Arbeitspunktstabilität (und damit Eignung) von Transistoren, Halbleiterbauelementen überhaupt.
Röhren und Kältespray dagen... Neee !
Grundsätzlich gilt: Sachgemäß anwenden, also nicht durch massive Verwendung Kondenswasser provozieren.
Allgemein sind Schaltungen, die unter dem Wechsel Normaltemperatur/ Kältespray stabil arbeiten, als stabil, sicher und fehlerfrei anzusehen.
Edit 31.12: Ich kann mich nicht erinnern, jemals Kältespray bei Oldie- Radios benötigt zu haben, die direkt frequenzbestimmenden Bauteile sind meist sorgfältig genug ausgewählt, und, wenn sie defekt sind, in aller Regel nicht temperaturabhängig defekt, sondern z. B. durch vergammelte Silberschicht kapazitätsreduziert, u. ä.
Ich empfehle Kältespray nicht, erfahrungsgemäß wird das Zeug von Nichtfachleuten -ebenso wie Kontaktsprays- und Öle- massig ins Gerät gesprüht, und das entstehende Kondenswasser erzeugt dann Fehler, die noch gar nicht da waren.
Unter Umständen könnte es bei der Suche nach einer "kalten Lötstelle" hilfreich sein.
Edi