Nordmende Elektra 58 rauscht

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Senes23
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Nordmende Elektra 58 rauscht

Beitrag von Senes23 »

Guten Abend,

bin gerade mit der Restaurierung eines NM Elektra 58 fertig. Fast...
Alle Bereiche spielen einwandfrei, nur rauscht es immer! im Hintergrund. Auch bei TA. Schlechte Kondensatoren sind getauscht, ebenso der Doppel-Elko. Das rauschen ist durch drehen des Bass Reglers beeinflussbar, nicht aber durch den LS-Regler.
Mehrere Röhren habe ich auch durchprobiert. Dies ändert auch nichts an der Sache.

Wo könnte dort das Problem liegen?
Grüße

Roman
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Re: Nordmende Elektra 58 rauscht

Beitrag von Hobbybastler »

Hallo Roman,

hast Du das Klangstellerpoti gereinigt?
Rauschen kann durch schlechte Kontaktgabe verursacht sein.

Weiterhin könnten ein oder mehrere Widerstände in der Umgebung des Klangstellernetzwerks defekt sein.
Die evtl. mal mit einem isolierten Werkzeug vorsichtig abklopfen.


Grüße und viel Erfolg

Martin
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Re: Nordmende Elektra 58 rauscht

Beitrag von hoeberlin »

?..ich hatte ein solches Problem mit einem Fidelio 59-3D. Dort war Ursache die EABC80, die rauschte erheblich. Austausch der Röhre brachte Ruhe.

Vielleicht hilft das weiter,
VG.
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Re: Nordmende Elektra 58 rauscht

Beitrag von saarfranzose »

an einer Elektra hatte ich das auch mal. Da gab es in der Beschaltung der EABC80 einen Hybridbaustein, also ein vergossenes Netzwerk aus Widerständen und Kondensatoren. Einer der Widerstände war unterbrochen. Den konnte ich dazusetzen und dann war Ruhe.

Edit: hab grad recherchiert, den Fehler hatte ich nicht an einer Elektra, sondern an einer Norma U20
Gruß,
Jupp
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Re: Nordmende Elektra 58 rauscht

Beitrag von Senes23 »

Habe nochmal verschiedene EABC80 probiert. Das Rauschen hört sich immer gleich an. Auch die Widerstände in deren Umgebung haben alle annähernd ihre Werte. Werde nochmal das Poti reinigen.

Edit:
Nun gibt es bei voll aufgedrehtem Bass-Regler ein sehr lautes dröhnendes Beummen. Dreht man den Regler zurück verschwindet es wieder.
Grüße

Roman
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Re: Nordmende Elektra 58 rauscht

Beitrag von Hobbybastler »

Hallo Roman,

war das Brummen vorher schon?

Wenn nein, solltest Du das Gerät mal sorgfältig auf kalte Lötstellen absuchen.
Kalte Lötstellen können die tollsten Fehler verursachen und sind zudem eine Quelle unerfreulicher Wackelkontakte.


Grüße

Martin
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Re: Nordmende Elektra 58 rauscht

Beitrag von Elko »

saarfranzose hat geschrieben:an einer Elektra hatte ich das auch mal. Da gab es in der Beschaltung der EABC80 einen Hybridbaustein, also ein vergossenes Netzwerk aus Widerständen und Kondensatoren. Einer der Widerstände war unterbrochen. Den konnte ich dazusetzen und dann war Ruhe.

Edit: hab grad recherchiert, den Fehler hatte ich nicht an einer Elektra, sondern an einer Norma U20
Diesen Baustein gibt es auch in der Elektra 58.
Und zwar zwischen PIN 8 der EABC 80 und dem Potentiometer R 52.
Er besteht aus C97 und R59.
noli turbare circulos meos

Mit Röhrengruß
Martin
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Re: Nordmende Elektra 58 rauscht

Beitrag von hf500 »

Moin,
das ist das "Kombiaggregat" aus Koppelkondensator und Gitterableitwiderstand der EABC80. Kann man durch einen Kondensator passender Kapazitaet und einen 10m Ohm Widerstand ersetzen. Das Ding ist Brummempfindlich, sollte also dicht am Chassis und fernab besonders von Heizleitungen angeordnet werden.

Praktisch kommt fuer Rauschen ausser Roehrenfehlern fast nur ein defekter Widerstand infrage. Er kann durchaus noch in seiner Toleranz liegen, zeigt aber erhoehtes Stromrauschen. Eigentlich sind es in diesem Radio nur zwei Widerstaende: Der Gitterableitwiderstand und der Anodenwiderstand der EabC80. Der Gitterableitwiderstand ist mit 10M sehr hochohmig und rauscht schon deswegen, dazu fliesst durch ihn der Anlaufstrom, der fuer die Gittervorspannung sorgt. Durch den Anodenwiderstand fliesst der Anodenstrom.
Uebrigens, den Kondensator, der vom gespeisten Ende des Anodenwidersandes nach Masse geht, sollte durch 0,33-0,47µF ersetzt werden (war meist 0,1µ). Mit modernen Kondensatoren ist das problemlos moeglich. Dieser Kondensator bildet mit seinem Vorwiderstand (100k?) das Siebglied fuer die Anodenspannung der EabC80; weil hier jeder Brumm in der Endroehre weiterverstaerkt wird, kann diese Spannung nicht brummfrei genug sein. Damals warren 0,1µ/250V (oder mehr) schon eine "ganz schoenes Monstrum", heute bekommt man in den gleichen Abmessungen 0,47µ/400V oder sogar schon 630V.

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Re: Nordmende Elektra 58 rauscht

Beitrag von Senes23 »

@Martin: Die Ursache des Brummens war wohl tatsächlich eine kalte Lötstelle. Nach dem Neuverlöten vieler Kontakte ist das Brummen verschwunden. :super: Das Rauschen aber ist geblieben. :angry:

Den Hybrid- Baustein habe ich aus dem alten 10 MOhm Widerstand und einem neuen Kondensator gebaut, außerden habe ich diesen noch in Papier und Alu-Folie eingewickelt und diese auf Masse gelegt.

Werde morgen nochmal den Kondensator erhöhen und den Anodenwiderstand tauschen. Einen 10MOhm Widerstand habe ich leider nicht. Müsste ich erst noch bestellen.
Grüße

Roman
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Re: Nordmende Elektra 58 rauscht

Beitrag von rettigsmerb »

Senes23 hat geschrieben:[...] Einen 10MOhm Widerstand habe ich leider nicht. Müsste ich erst noch bestellen.
Kannste gegen Briefporto von mir bekommen...
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Re: Nordmende Elektra 58 rauscht

Beitrag von Senes23 »

So neuer Stand der Dinge:

Ich habe eine nigelnagelneue EL84 eingesetzt. Nun ist das Rauschen erheblich leiser geworden. Super Klang und gute Bass- und Höhenregelung.
Schalte ich das Radio nun über den Ausschalter aus (nicht Stecker ziehen) fängt es noch einmal kräftig an zu Brummen, schwellt aber schnell ab. Ist das ein Kontaktproblem?
Grüße

Roman
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Re: Nordmende Elektra 58 rauscht

Beitrag von röhrenradiofreak »

Das Störgeräusch beim Ausschalten hat folgenden Grund:

Wenn Du den Aus-Knopf drückst, werden alle anderen Tasten ausgelöst. Dann ist bei diesem Radio, wie bei vielen anderen auch, der Langwellenbereich eingeschaltet (probiere es ruhig einmal aus). Dieser ist heute vielerorts extrem durch Schaltnetzteile und andere moderne Geräte gestört, so dass man nur noch ein lautes Schnarren hört. Das ist das Geräusch, das Du beim Ausschalten hörst, bis die Kondensatoren entladen sind und das Radio somit aufhört zu arbeiten.

Manche Radios haben einen extra Schaltkontakt an der Aus-Taste, die das verhindert - dieses Radio nicht. Man könnte ihn nachrüsten, aber das wäre ein Eingriff ins Gerät.

Wenn Du, statt die Aus-Taste zu drücken, den Netzstecker ziehst, bleibt der Wellenbereich eingeschaltet, den Du zuletzt gehört hast. Dann wird der Empfang des eingestellten Senders einfach nur leiser und verschwindet.

Lutz
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Re: Nordmende Elektra 58 rauscht

Beitrag von Senes23 »

Danke für die Antwort, Lutz.

Ich hätte nie gedacht, dass beim Ausschalten LW eingeschaltet wird. Gibt es einen wesentlichen Grund dafür oder hat sich das nur so ergeben?
Grüße

Roman
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Re: Nordmende Elektra 58 rauscht

Beitrag von röhrenradiofreak »

Das hat folgende Gründe:

Aus Kostengründen wollte man mit möglichst wenig Kontakten in der Tastatur auskommen. Die UKW- und TA-Taste sind deshalb so geschaltet, dass die restlichen Wellenbereiche aktiv sind, wenn diese Tasten nicht gedrückt sind.

Bei den übrigen Tasten spielt eine Rolle, dass sich lange Leitungen (im Radio) um so mehr störend bemerkbar machen, je höher die Frequenz ist. Bei vielen Radios sind deshalb die betreffenden Verbindungen zuerst über die Umschaltkontakte der Kurzwellentaste (falls vorhanden), dann über die Mittelwellentaste und zum Schluss über die Langwellentaste geführt. Wenn das Radio auf Langwelle geschaltet ist, haben diese Verbindungen also den längsten Weg, was wegen der niedrigeren Empfangsfrequenz nicht so sehr stört.

Dabei ergibt sich fast zwangsläufig, dass der Langwellenbereich aktiv ist, wenn keine andere Taste gedrückt ist. Oft hat die Langwellentaste deshalb keine oder nur ganz wenige Schaltkontakte. Bei diesem Radio zum Beispiel nur einen einzigen.

Allerdings habe ich im Schaltplan gesehen, dass gerade dieser Kontakt das "Nachspielen" verhindern soll, indem er den Oszillator sperrt, wenn keine Taste gedrückt ist. Entweder kommt dieser Kontakt seiner Aufgabe nicht mehr nach, weil er z.B. oxidiert oder eine Verbindung dahin unterbrochen ist, oder die Störungen im Langwellenbereich sind bei Dir so massiv, dass sie auch ohne Oszillator schon laut zu hören sind - so etwas gibt es durchaus.

Lutz
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Re: Nordmende Elektra 58 rauscht

Beitrag von Senes23 »

Vielen Dank für die umfangreichen Ausführungen :super:
Jetzt bin ich wieder schlauer geworden.

Das Rauschen ist nur noch minimal und ich denke, dass das nur noch ein Abschirmungsproblem sein kann. Damit kann ich das Elektra als "Fertig" bezeichnen. Vielen Dank an alle, für die Bemühungen.

Schönen Abend noch!
Grüße

Roman