Restaurierung Revox F36

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Hbose
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Re: Restaurierung Revox F36

Beitrag von Hbose »

Hallo

mal meine 50 Cent zu dem Problem und möglichen Ursachen.

Ich habe in den 70er des letzten Jahrhunderts in der Magnetband Laboren der BASF in Ludwigshafen und Willstätt gearbeitet. Ich wartete dort diverse Bandmaschinen (Revox, Telefunken, Philips......) die in Klimakammern Bandmaterialtest durchliefen.

Wenn Brummprobleme auftraten gingen wir nach folgendem Schema vor:

- Abklemmen der Audio Endstufe und Test der Endstufe mit dem Signalgenerator. Kein Brumm messbar dann nächster Test.

- Danach Kontrolle von Aufnahme und Wiedergabe Zweig mit dem Signalgenerator. Kein Brumm messbar dann nächster Test. Zunächst Fingerweg von den Oszillatoren, die sind für Brummprobleme meist nicht verantwortlich.

- Abklemmen des Tonkopf und des Vormagnetisierungs / Löschkopfes und Ersatz der beiden durch 100 Ohm Widerstände. Wenn dann der Brumm weg war, waren die Köpfe defekt. Das trat sehr häufig auf bei den stressigen Betriebsbedingungen. Vor Allem die alten REVOX Maschinen /F36 / G36 waren da sehr anfällig. Die Vergussmassen der Köpfe kristalisierten gerne aus und zerstörten endweder die Wicklung im Kopf oder führten zu Kernmaterialbrüchen. Beides führte zu Brumm und ungewöhnlichen Frequenzgängen.

Noch ein Wort zum entmagnetisieren: Es war der Standard Prozess zu Beginn aller Wartungsmaßnahmen die magnetisierbaren Komponenten zu Entmagnetisieren, ansonsten bestand die Gefahr die teueren Meßbänder zu zerstören. Es gab jedesmal richtig Ärger wenn es vergessen wurde.

Eine weitere Schwachstelle der REVOX Maschinen waren die Massepunkte am Chassis. Die vernieteten bohrten wir auf und die Niete wurde durch eine Zahnscheibe und eine Schraube ersetzt. Danach hatten wir an der Stelle Ruhe.

Salu Hans
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Re: Restaurierung Revox F36

Beitrag von hf500 »

Moin,
hier steht etwas, das sehr plausibel zu der oben angegebenen Fehlererscheinung passt. Unterbrechungen in den Tonkoepfen, deren Zuleitungen und/oder an Massepunkten, sowie unzuverlaessige Schalter (besonders die A/W-Schalter von Zweikopfgeraeten, hier liegt ein Umschalter in der Tonkopfleitung) sind die Kandidaten, die bei der Suche nach Brumm in Magnetbandgeraeten oben auf der Liste stehen. Die dort verwendeten Verstaerker sind per se brummempfindlich, sie haben Eingangsempfindlichkeiten von wenigen Millivolt und sind damit in einer aehnlichen Situation wie Mikrophon- oder Phonovorstufen. Da schlagen auch geringe Maengel in den Eingangskreisen z.B. der Wiedergabeverstaerker voll durch.

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Peter
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Re: Restaurierung Revox F36

Beitrag von Senes23 »

Sehr viele Ausführungen zur Fehlerbehebung... Danke.

Nur leider habe ich sehr wenig Ahnung von Bandgeräten. Eigentlich war ich bisher immer nur instande bei Röhrenradios ein paar defekte Teile wie Kondis o.ä. auszutauschen. Sobald etwas anderes defekt ist brauche ich Hilfe.

Ich denke, dass ich bei weiteren Versuchen die Maschine zu reparieren eher was kaputt mache. Und dafür ist mir sie zu schade.

Ich werde mich nochmal nach einem Fachmann in der Nähe umschauen. Ich denke bei solch einem Gerät lohnt sich das.

:danke: an alle!
Und einen schönen Abend noch.
Grüße

Roman
Hbose
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Re: Restaurierung Revox F36

Beitrag von Hbose »

Hallo,

mit den Schalter hatten wir eher selten Problem. Ist auch erklärlich, die Schalter wurden nie benutzt, bei Problemen wurden sie einfach gebrückt. Ansonsten wurden die Maschinen ferngesteuert während der Tests. Fernsteuerbarkeit war oberstes Gebot bei der Maschinenauswahl. Personal in den Klimakammern ging garnicht, das hätte keinen Spaß gemacht. :)

Wir hatten für Kompaktkassetten Tests, 5 Wannen mit je 20 Kassettenrekordern von Philips. Die Einkopf Bedienung wurde über einen Hydraulik Zylinder für 20 Kassettenrekoder gleichzeitig bedient. Die Rekorder hielten höchstens 4 Wochen dann waren sie Schrott.

Bild

Salu Hans
hf500
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Re: Restaurierung Revox F36

Beitrag von hf500 »

Moin,
noch etwas, an das bei der Ueberpruefung von Tonkoepfen gedacht werden muss: Wenn man ihre Spule mit einem Ohmmeter auf Unterbrechung prueft, muessen sie danach entmagnetisiert werden. Das Messgeraet schickt einen Gleichstrom durch die Spule, der den Kern magnetisiert. Und so weichmagnetisch, dass er danach den Magnetismus vollstaendig verliert, ist er in der Regel nicht.
Eine Messung mit einer Wechselspannung hilft auch nicht, wenn der Messtrom einfach abgeschaltet wird. Dann bleibt der Magnetismus, der im Abschaltmoment erzeugt wurde, mehr oder weniger stark bestehen. Man kann nur im Nulldurchgang abschalten oder muss den Messtrom langsam auf Null reduzieren, dann die Quelle abschalten.

@Hans, weisst du noch, woran die Recorder in der Regel starben?

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Peter
Hbose
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Re: Restaurierung Revox F36

Beitrag von Hbose »

hf500 hat geschrieben: @Hans, weisst du noch, woran die Recorder in der Regel starben?

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Peter
Hallo Peter,

Pinchrollermechanik und Capstan waren nach 4 Wochen Schrott. Austausch war zu teuer kompletter Ersatz war billiger.

Salu Hans
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röhrenradiofreak
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Re: Restaurierung Revox F36

Beitrag von röhrenradiofreak »

hf500 hat geschrieben:Man kann nur im Nulldurchgang abschalten oder muss den Messtrom langsam auf Null reduzieren, dann die Quelle abschalten.
Das ist so nicht ganz korrekt. Wenn man im Nulldurchgang des Stroms abschaltet, bleibt die Magnetisierung von der letzten Halbwelle übrig. Außerdem ist durch die Hysteresekurve des Eisens der magnetische Fluss nicht gerade dann Null, wenn der Strom durch die Wicklung Null ist. Man müsste den Strom genau in dem Moment abschalten, in dem der magnetische Fluss des Eisens durch Null geht. Das ist aber kaum vernünftig zu messen, außerdem entsteht beim Abschalten des Stroms durch die Induktivität des Tonkopfes eine Spannungsspitze und infolgedessen wieder ein Strom, der zu einer Vormagnetisierung führt. Somit bleibt nur die Möglichkeit, den Wechselstrom langsam auf Null zu reduzieren. Oder mit einem so kleinen Gleichstrom zu messen, dass dieser keine nennenswerte Vormagnetisierung erzeugt.

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Re: Restaurierung Revox F36

Beitrag von Hbose »

röhrenradiofreak hat geschrieben:
hf500 hat geschrieben:Man kann nur im Nulldurchgang abschalten oder muss den Messtrom langsam auf Null reduzieren, dann die Quelle abschalten.
Das ist so nicht ganz korrekt. Wenn man im Nulldurchgang des Stroms abschaltet, bleibt die Magnetisierung von der letzten Halbwelle übrig. Außerdem ist durch die Hysteresekurve des Eisens der magnetische Fluss nicht gerade dann Null, wenn der Strom durch die Wicklung Null ist. Man müsste den Strom genau in dem Moment abschalten, in dem der magnetische Fluss des Eisens durch Null geht. Das ist aber kaum vernünftig zu messen, außerdem entsteht beim Abschalten des Stroms durch die Induktivität des Tonkopfes eine Spannungsspitze und infolgedessen wieder ein Strom, der zu einer Vormagnetisierung führt. Somit bleibt nur die Möglichkeit, den Wechselstrom langsam auf Null zu reduzieren. Oder mit einem so kleinen Gleichstrom zu messen, dass dieser keine nennenswerte Vormagnetisierung erzeugt.

Lutz
Hallo,

das zuvor gesagte wird erreicht in dem man die Drossel senkrecht vom Tonkopf weg zieht. Steht in jeder Gebrauchsanweisung für diese Drosseln.

Salu Hans
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Re: Restaurierung Revox F36

Beitrag von röhrenradiofreak »

Das ist richtig. Aber hier ging es um eine Widerstandsmessung am Tonkopf mittels Ohmmeter. Ich weiß nicht, wie groß die dadurch erzeugte Vormagnetisierung wird, sie hängt vom jeweiligen Messtrom ab. Wenn man mit Wechselstrom misst, ist das Abschalten im Nulldurchgang des Stroms ebenso wie bei der Entmagnetisierdrossel kein Mittel, die Vormagnetisierung zu verhindern.

Wenn es hier schon um Entmagnetisierdrosseln geht, wäre auch zu erwähnen, dass man bespielte Bänder weit genug entfernen muss, sonst werden diese (an-) gelöscht.

Lutz
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Re: Restaurierung Revox F36

Beitrag von Welle26 »

röhrenradiofreak hat geschrieben:Wenn es hier schon um Entmagnetisierdrosseln geht, wäre auch zu erwähnen, dass man bespielte Bänder weit genug entfernen muss, sonst werden diese (an-) gelöscht.
Wie groß ist denn ungefähr der Radius von diesen Drosseln? Ich hab schon von vielen Leuten gehört, daß besonders VHS Kassetten da sehr empfindlich sein sollen...

Viele Grüße
Max
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Re: Restaurierung Revox F36

Beitrag von röhrenradiofreak »

Wie groß der Abstand mindestens sein sollte, hängt von der Bauart der Entmagnetisierdrossel ab. Manche Hersteller halten sich bei der Angabe des Mindestabstandes bedeckt. Bei der Entmagnetisierdrossel von Conrad zum Beispiel steht in der Anleitung 3 Meter. Das sollte für die Bauarten, die zum Entmagnetisieren von Tonköpfen verwendet werden, ausreichen. Bei einer größeren Bauart, die zum Entmagnetisieren von Farbbildröhren verwendet wurde, waren, soweit ich mich erinnern kann, 5 Meter angegeben.

Lutz
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Re: Restaurierung Revox F36

Beitrag von Welle26 »

Danke.
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Re: Restaurierung Revox F36

Beitrag von hf500 »

Moin,
3 Meter? Dann haette ich meine Baender mit meiner "Billigdrossel" (das Standardmodell vom Typ umwickelter Eisenstab mit Plastikgehaeuse aus einer Zeit, wo sowas wirklich billig zu haben war) schon laengst umgebracht. 1 Meter erschien mir vollkommen ausreichend. Wahrscheinlich die Angabe des Anbieters, die dafuer sorgen soll, dass auch ein DAU keinen Schaden anrichtet ;-)

Dummerweise soll man das Geraet beim Entmagnetisieren ausschalten, damit man die Eingangsstufe nicht beschaedigt, bzw, durch Gleichrichtereffekte in dieser einen Gleichstrom in der Kopfspule erzeugt (urban legend?) . Sonst koennte man mal "aushoeren", wie weit so eine Entmagnetisierungsdrossel reicht.

Nochmal Tonkopfmessen. Meine Betrachtung mit einer Wechselstrommessung war eher theoretisch zu verstehen. Wenn man messen muss, dann auch danach entmagnetisieren.
Uebrigens, einige Hersteller, mir faellt B&O ein, hatten in einigen Geraeten eine Entmagnetisierungsautomatik, die z.B. bei "auf Stop schalten" den Kopf entmagnetisierte. Funktion: Ein geladener Kondensator wird auf den Kopf geschaltet. Er bildet mit dem Kopf einen Schwingkreis, der wegen der Verluste "langsam" ausschwingt. Keine Ahnung, wie wirksam sowas war.
Was nach einem Test in einer Hifizeitung vor 30 Jahren oder so jedenfalls nicht funktionierte, waren diese "Entmagnetisierungskassetten". Die waren entweder unwirksam oder doch eher "Aufmagnetisierungskassetten".

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Peter
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Re: Restaurierung Revox F36

Beitrag von röhrenradiofreak »

Die 3 Meter enthalten gewiss einen Sicherheitszuschlag. Wenn ich die Angabe der Conrad-Drossel nicht gelesen hätte, wäre ich auch von einem Abstand von 1 Meter ausgegangen.

Lutz
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Re: Restaurierung Revox F36

Beitrag von Tannhäuser 61 »

Hallo Roman,

Glückwunsch zum Schnäppchen, die F36 ist heute ein gesuchtes und teuer bezahltes Tonbandgerät, alleine schon wegen dem doppelten magischen Bandes zur Aussteuerung.

Es gibt schlechte Kondensatoren im Gerät, die definitiv zu tauschen sind und zwar die Kameraden direkt am Tastensatz. Sie dienen der Funkentstörung und gehen mit allergrößter Wahrscheinlichkeit beim ersten stundenlangen Probelauf kaputt. Ich hatte alle Geräte der A-G Serie und bei keinem Gerät waren sie noch brauchbar.

Tritt der Brumm auch bei zurückgedrehtem Bassregler auf ? Unterschiede zwischen Ch I und Ch II ?
Aus welchem Langen kommst du ? Hast du mittlerweile einen Schaltplan ?

Die Diskussion über richtiges Entmagnetisieren ist zwar sehr interessant, jedoch bei Romans Problem nicht zielführend. Es dürfte sich zweifellos um einen Fehler in der elektronischen Schaltung handeln, damit haben viele Revox-Bandmaschinen aus der Röhrenära heutzutage zu kämpfen.

Gruß
Thomas