Röhren verstärker aus alten Radios/Recivern

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raxthemax
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Röhren verstärker aus alten Radios/Recivern

Beitrag von raxthemax »

Hallo an alle,
wie tauglich sind die Stereo Röhren Verstärker in den alten recivern für meinen Plattenspieler? :roll:
Ich spiele mit dem Gedanken ein altes Gerät auszuschlachten ( zu Zeit unbekannt) oder eventuell in eine Neues Gehäuse Betten.
Gibt es da High end Produkte aus dem 70' wo so ein Projekt rentabel wäre? :?
Natürlich zu einen einfachen Preis. :super:
Hält so etwas 70W 8 Ohm Lautsprecher aus?
Was denkt ihr darüber? :idea:
Habt ihr etwas zu anbieten?
Freue mich schon auf eure Antworten! :bier:
hoeberlin
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Re: Röhren verstärker aus alten Radios/Recivern

Beitrag von hoeberlin »

Für eine konkrete Antwort sollten vorher einige weitere Fragen geklärt werden:

Plattenspieler mit Keramiksystem oder Magnetsystem? Bei Magnetsystem müsste ein Entzerr-Vorverstärker eingeplant werden.

Soll Stereo sein?

Welche Ausgangsleistung soll erreicht werden?

Wie ist der Wirkungsgrad der Lautsprecher?

Bitte beachten: Ein Standardröhrenradio aus den 50er Jahren mit einer EL84 in der Endstufe hat nur etwa 4 - 5 Watt Ausgangsleistung.

VG H.
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MichaelM
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Re: Röhren verstärker aus alten Radios/Recivern

Beitrag von MichaelM »

Also grundsätzlich kann man zwar so etwas machen - einfach raus und rein in ein neues Gehäuse - aber Freude damit zu haben, ist etwas anderes.

Das geht schon los, dass man i.d.R. ein wesentlich stabileres, "hartes" Netzteil braucht, welches die Impusspitzen sauber mitmachen kann, ohne einzubrechen. Als nächstes sollte man sich einmal die Übertrager anschauen: Was damals als Standard gültig war, ist heute längst durch wirklich gute Übertrager abgelöst, Stichwort Basswiedergabe, Frequenzlinearität. Weiter geht es mit den Koppelkondensatoren und ihren Isoliereigenschaften, sowie zu übertragenden Frequenzbereichen, usw. usf.

Bzgl. Highend aus den 70ern: Auch hier gilt sinngemäß bzgl. der Qualität der verwendeten Bauelemente: was einst mal Standard war, kriegt man heute besser hin.

Ich empfehle, sich hierzu mal gründlich in die einschlägigen Foren einzulesen, wie zum Beispiel:

http://www.jogis-roehrenbude.de

Gruß Michael
Penthode?
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Re: Röhren verstärker aus alten Radios/Recivern

Beitrag von röhrenradiofreak »

In den 70ern gab es auch keine Radios oder Verstärker mit Röhren mehr, außer im High End-Bereich und für Live-Musik. Letztere taugen nicht so sehr für HiFi, weil sie für andere Zwecke optimiert sind.

Ganz so einfach, wie Du Dir das vermutlich vorstellst, ist Dein Vorhaben nicht. In einem Röhrenradio findet man den Verstärker nicht als Baugruppe vor, die man einfach ausbauen und separat verwenden könnte.

Lutz
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Re: Röhren verstärker aus alten Radios/Recivern

Beitrag von raxthemax »

Huch,
schön zu sehen was man vor Jahren geschrieben hat.
Danke für eure ratschläge!
Ich habe mich seit Jahren entschieden für einen:
Thorens TD 146.
Grado Blue MM Nadel.
Verstärker:
Braun A2
Lautsprecher
LS 120 Braun.

Noch einmal
:danke:
hf500
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Re: Röhren verstärker aus alten Radios/Recivern

Beitrag von hf500 »

1.Das geht schon los, dass man i.d.R. ein wesentlich stabileres, "hartes" Netzteil braucht, welches die Impusspitzen sauber mitmachen kann, ohne einzubrechen.
2.Als nächstes sollte man sich einmal die Übertrager anschauen: Was damals als Standard gültig war, ist heute längst durch wirklich gute Übertrager abgelöst, Stichwort Basswiedergabe, Frequenzlinearität.
3.Weiter geht es mit den Koppelkondensatoren und ihren Isoliereigenschaften, sowie zu übertragenden Frequenzbereichen, usw. usf.
Moin,
1. Das haengt von der Schaltung der Endstufe ab und ist selbst in "unguenstigen" Faellen noch disskussionswuerdig.
Bei Eintakt-A Endstufe stellt sich die Frage nicht, das Netzteil laeuft unter ziemlich konstanter Last. Gegentakt B ist fuer, ich sage mal, HiFi, bei Roehrenverstaerkern unueblich, scheidet aus. Bleibt noch Gegentakt A oder AB, da muss man sich auch keine grossen Gedanken machen. Das "Problem" ist so gut wie keines.
2. Die Radiouebertrager sind der Schwachpunkt. Allgemein wurden sie so ausgelegt, dass mit ihnen ein Frequenzgang von etwa 50Hz bis 15kHz moeglich war, das entspricht etwa dem UKW-Frequenzumfang und untenrum dessen, was mit der Lautsprecheransordnung im Radiogehaeuse machbar war. Wobei natuerlich auch an die Kalkulation der Uebertrager gedacht werden muss, ein Radio, das z.B. mit einer EL84 billig angeboten werden musste, wird nur einen Uebertrager haben, der so gerade eben die Anforderungen erfuellt, die man an das jeweilige Geraet gestellt hat. Und ein "gutes teures" Radio der Oberklasse wird nur zerlegt, wenn es sich wirklich nicht mehr retten laesst. Da man heutzutage allgemein Stereo haben will, ist es natuerlich ein Problem, aus solcher Quelle zwei identische Uebertrager zu bekommen.
3. Das ist wieder einfach loesbar, Anbieter wie antikradiorestored.de haben das Notwendige im Angebot, baut man auf Platine, sind Printausfuehrungen an Kondensatoren ueberall zu haben.

Bevor man ein altes Stereosteuergeraet zerlegt, sollte man ueberlegen, ob es nicht besser ist, das Geraet zu ueberholen und Spass dran zu haben. In der Regel haben diese Geraete 2x 8W Ausgangsleistung. Leider meist aus teuren Endroehren wie ELL80 oder ECLL800. Fuer magnetische Tonabnehmer wird man auf jeden Fall einen Entzerrer-Vorverstaerker benoetigen.
Die besten Uebertrager habe ich in einem DDR-Steuergeraet fuer den Export gefunden. M74 fuer 8W (ELL80) und verschachtelt gewickelt. Dazu der gesamte Endverstaerker auf einem Subchassis. Duerfte inzwischen leider nur selten sein.
Die Geraete jener Zeit sind uebrigens fast alle fuer 4(5) Ohm Lautsprecher ausgelegt.

73
Peter
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Re: Röhren verstärker aus alten Radios/Recivern

Beitrag von Stereo_Record »

Moin Peter,

welches DDR-Exportgerät war es denn? Zu dicken Übertragern und 8 W Gegentakt fällt mir auf Anhieb nur das Rossini 6011 ein, wurde das mit 2 x ELL 80 (anstatt 4 x EL 95) in den Westen geliefert?
Grüße,

Bernd
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Re: Röhren verstärker aus alten Radios/Recivern

Beitrag von eabc »

M.w.n. durfte u.a. die ELL80 und ECLL80 nicht von RFT gefertigt werden
Für den Inlandmarkt gabe es somit keine Radios mit diesen Röhren.
M.f.G.
harry

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- Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.
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Re: Röhren verstärker aus alten Radios/Recivern

Beitrag von Stereo_Record »

Habe gerade bei den einschlägigen Firmen im rm.org recherchiert und siehe da:

http://www.radiomuseum.org/r/heli_rcx1001.html

Das ist ja ein starkes Teil, auch optisch. Der könnte es sein, oder? Leider habe ich bis dato noch nie so einen Receiver gesehen, an die Marke bruns erinnern mich immer nur die rappeligen Mono-Cassettenrecorder damals in der Schule oder kleine s/w-Fernseher.
Grüße,

Bernd
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Re: Röhren verstärker aus alten Radios/Recivern

Beitrag von radio-volker »

eabc hat geschrieben:M.w.n. durfte u.a. die ELL80 und ECLL80 nicht von RFT gefertigt werden
Für den Inlandmarkt gabe es somit keine Radios mit diesen Röhren.
Servus,
Womit du absolut recht hast, steht ja auch in der Beschreibung: "Mit geänderten Endstufen"
ELL80 und ECLL800 wurden im Osten nicht gefertigt, meines Wissens nur von Lorenz.
Gruss aus Trient,
Volker
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Re: Röhren verstärker aus alten Radios/Recivern

Beitrag von hf500 »

Moin,
ja, es ist der RCX-1001. Wenn man so einen findet, darf an dem alles kaputt sein, solange es der Endverstaerker nicht ist :-).
Sowas fand ich mal vor vielen Jahren guenstig auf einer Amateurfunkboerse. Seitdem nie wieder gesehen.
Bruns war der Importeur in Hamburg, der hier die Geraete vermarktete. Ich finde es erstaunlich, dass der RCX keine EL95 hat, die haette man auch aus DDR-Fabrikation haben koennen. Und sie haetten mehr Platz auf dem Chassis gebraucht. Netztrafo und Ausgangsuebertrager sind etwa gleich gross.

Das Geraet ist ein Hybride, Empfangsteil Roehre, Decoder und Klangstellerverstaerker Transistor (Germanium), Endverstaerker Roehre (2x ECC83, 2x ELL80). Die Messinghohlniete der Potis sind von bekannt mieser Qualitaet, die Potis fallen auseinander. Irgendwas war mit der Legierung nicht in Ordnung, zu sproede. Und wenn die Potis weit genug auseinanderklaffen, koennen die Kohleschleifer verlorengehen.

Der Rossini G6010 hat kleinere Ausgangsuebertrager, aber nach DDR-Gepflogenheiten immer noch sehr viel Eisen und auch verschachtelt gewickelt. Erwischt man so einen Hartmannsdorfer Hasenstall, unbedingt ueberholen, ein tolles Radio, das den Pelz innen traegt ;-) Der G6011 ist das lautsprecherlose Steuergeraet mit diesem Chassis.

@Volker, ELL80 kam auch von Valvo.

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Peter
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Re: Röhren verstärker aus alten Radios/Recivern

Beitrag von Stereo_Record »

Hallo allerseits,

ja, so ein Rossini G 6011 ist ein feines Stück Technik, meins wartet auch noch auf eine Überholung des UKW-Teils. Es ist neben dem Nordmende 3004 mein Favorit wenn's um Stereo-Steuergeräte dieser Art geht. Früher bekam man sie fast geschenkt, heute geht's richtig ins Geld. Man muss sich nur die Preise für ein Telefunken Opus ansehen...

ECLL 800 habe ich außer von Lorenz/SEL auch noch von INTER gesehen, habe aber keine Ahnung was das für ein Hersteller war. ELL 80 gab es m. E. von allen üblichen Verdächtigen.
Grüße,

Bernd
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Re: Röhren verstärker aus alten Radios/Recivern

Beitrag von hf500 »

Stereo_Record hat geschrieben:Hallo allerseits,

ja, so ein Rossini G 6011 ist ein feines Stück Technik, meins wartet auch noch auf eine Überholung des UKW-Teils.
Moin,
meinst du das Mischteil?
Das musste ich auch reparieren, es hat eine konstruktive Schwaeche mechanischer Art. Der Drehko ist nicht am Gehaeuse befestigt, sondern nur an der Pertinax-Aufbauplatte. Knallt man die Abstimmung auf die Anschlaege, bewegt sich der Drehko mit der Platte leicht, irgendwann reissen die Statoren des Drehkos ab (sind nur auf einer einzelnen Keramikstuetze befestigt), der Spulendraht ist da staerker. Ich konnte das wieder reparieren (etwas Heisskleber hat auch geholfen) und was wichtig ist: Auf der Seite der Drehkoachse die Pertinaxplatte mit 2K-Kleber im Gehaeuse einkleben.
Mit etwas Geschick kann das Mischteil ausgebaut werden, ohne dass der Skalentrieb auseinanderfaellt. Sehr hilfreich zum Festlegen des Skalenseil auf den Rollen ist dauerelastischer Karosseriekitt, der sehr universell anwendbar ist, wenn man mal was "anheften" will.
Ich meine, ich hatte sogar mal das Mischteil ausgebaut, ohne das Chassis ausgebaut zu haben. Ging alles durch die Bodenoeffnung eines G6010. Der RCX hat das gleiche Mischteil. Will man es tauschen, darauf achten, welchen Frequenzbereich es umfasst, ist aufgestempelt.
Dem Mende 3004 habe ich auch, der G6010 hat den besseren AM-Empfaenger (wovon man inzwischen nichts mehr hat), auf UKW habe ich sie noch nicht verglichen. Sie duerften da recht aehnlich sein. Der Mende ist allerdings Vollroehre, auch im Decoder ;-)

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Peter
Zuletzt geändert von hf500 am Mo Mai 02, 2016 18:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Röhren verstärker aus alten Radios/Recivern

Beitrag von Stereo_Record »

Moin Peter,

der Fehler liegt bei meinem Rossini auch im Mischteil. Während AM und NF richtig gut funktionieren bekomme ich auf UKW nur stärkere Ortssender sehr wackelig und unter Begleitung starken Gebrumme. Es hat auch schon 'mal jemand daran herumgebastelt und mit Klebstoff herumgesaut. Ein Ersatzteil liegt auch bereit, ich weiß zur Zeit leider nur noch nicht wann ich das Projekt starten kann.

Diese Mischteile scheinen allgemein ein Schwachpunkt in den DDR-Radios zu sein, bei einem Rochlitzer Oberon war ein ähnlich aussehendes Teil verbaut welches auch nicht ganz sauber lief, im Vergleich zu meinem Rossini hatte das Radio aber noch brauchbaren Empfang.
Grüße,

Bernd
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Re: Röhren verstärker aus alten Radios/Recivern

Beitrag von radio-volker »

@Volker, ELL80 kam auch von Valvo.

73
Peter[/quote]

Servus,
Stimmt ELL80 auch aus der Philips Schwesterbude, aber ECLL800 war wohl eine Lorenz Domäne.
Gruss aus Trient,
Volker
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