Philips Saturn 563 Restauration

[stereoloco]

Hallo zusammen, möchte mich hier mal vorstellen.
Hinter dem Anonym Stereoloco steckt ein Wolfgang aus Köln im zarten Alter von 47 Lenzen
Anfänger in Sachen Elektronik bin ich nicht, aber mit Röhren hab ich noch keine Erfahrung.
Mir ist ein Philips Saturn 563 zugelaufen. Und weil mir der Klangregler so gut gefiel, habe ich beschlossen, einem lange unterdrückten Hang nachzugeben, einmal ein altes Dampfradio wiederzubeleben.
Technisch fasziniert mich noch die eisenlose Endstufe.
Bitte erwartet von einem Anfänger nicht, dass alles Sammler-gerecht wird. Aber ich gebe mir Mühe.
Der Stoff der Schallwand hat meinen Reinigungsversuch schon nicht überlebt. Da muss neuer her.
Das Radio ist in einem denkbar schlechten Zustand. Sehr stark verschmutzt, vor allem mit Nikotin, das ich kaum entfernt bekomme und entsprechend riecht. Reinigungsarbeiten werden wohl den Schwerpunkt der Restauration darstellen. Ziel ist es, einen wohnzimmertauglichen und technisch dauerspielbaren (unter Aufsicht) Zustand herzustellen.

Fehlteile sind einige Tasten aus dem 'Gebiss'. Keine Ahnung, wo ich Ersatz her bekommen kann.
Von den Innereien ist der Trafo abgebrannt. Und natürlich die üblichen verdächtigen Kondensatoren sind zu tauschen.
Ich beschränke mich zunächst auf den NF-Teil und hoffe, dass der Rest noch funktioniert. Für einen Abgleich der HF-Teile fehlt mir die Ausstattung und das Wissen.
Bestellt habe ich die benötigten Teile schon, incl. einem neuen Trafo und einigen Röhren (EL86, EM80 und EZ81), da ich vermute, die austauschen zu müssen.
Altteile werde ich im Gehäuse einlagern.

Ich bin dankbar, dass es in diesem Forum so viele und gut sortierte Fachhilfe gibt!

Grüsse, Stereoloco

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[Mork_vom_Ork]

Hallo Wolfgang!

Schickes Radio hast Du da "an Land gezogen". Schade dass es so arg ramponiert ist... insbesondere abgefackelte Trafos stellen immer ein Beschaffungsproblem dar. Ab und an gibt's welche aus Schlachtgeräten bei ebay, aber da weiß man halt auch nicht was man wirklich bekommt. Aber scheinbar hattest Du ja Glück und hast Ersatz gefunden.

Schallwandstoff reinigen ist schwierig, vor allem Nikotinflecken. Ich achte daher immer darauf nur Radios zu nehmen bei denen der Stoff noch ansehnlich ist. Optisch passenden Ersatz bekommt man kaum, außer jemand verkauft das Lautsprecherbrett mitsamt Bespannung. Ansonsten musst Du eben einen Stoff nehmen der halbwegs passt.

Die Tasten finden sich ab und an bei ebay, Alternativ einfach hier im Forum mal eine Suchanzeige schalten. Manchmal hat man Glück - manchmal auch nicht (ich suche grad Telefunken Jubilate 7 Drehknöpfe - bisher ohne Erfolg).

Die Papierkondensatoren und Elkos solltest Du wechseln, den Doppelelko je nach Zustand auch. Eine neue Gleichrichter-Röhre hast Du Dir ja schon besorgt, das ist immer gut - und meistens auch nötig.

Dann wünsche ich Dir viel Spaß beim Basteln und "Wiederbeleben", hoffe es klappt! Röhrenradios haben einfach einen anderen Klang als der moderne China-Mist und wenn man es dann auch noch selbst "erweckt" hat dann ist das Ganze noch schöner!

Lass uns doch mittels einem Reparaturbericht (inkl. Fotos?) an Deinem Erfolg teilhaben! Ist immer schön zu sehen / lesen!

[stereoloco]

In den 80ern habe ich mit meinem Bruder auf WDR die 'Mal Sandocs Hitparade' gehört. Jeden Mittwoch Abend auf dem alten 'Omaradio'. Das stammte tatsächlich von der Oma und mein Bruder hat es auch noch und es läuft. Ein Grundig, meine ich mich zu erinnern.
Der besondere Klang hängt einem natürlich nach. Und dank des hier im Forum gefundenen Links auf das Rias-Archiv freue ich mich schon darauf, mit 'meinem' Omaradio die alten Mal Sandocs Hitparaden wieder einmal zu hören. Die sende ich dann mit einem kleinen UKW-Transmitter von meiner Anlage aus da rüber, damit es auch schön knistert und rauscht.

Markus, danke für Deinen Beitrag! Natürlich berichte ich gerne weiter, auch mit Fotos, wenn es erwünscht ist.

Viele Grüße, Stereoloco

[Novus2011]

Hallo Wolfgang,
auch von mir erstmal ein Willkommen im Forum
Ich selber habe übrigens den großen Bruder Capella 663 und kann deshalb nur sagen, gute Wahl mit dem "kleinen" Saturn.
Da ich bei Dir aus der Nähe (Hürth) komme, stehe ich auch gerne mit Rat und Tat zur Seite.
Sehr wichtig bei dem Modell ist der Tausch der Koppel-Elkos zu den Lautsprechern, damit diese am Leben bleiben.
Außerdem beim Klangorchester beide Seile erneuern, die halten meist auch nicht mehr lange, weil sie an einer Durchführungsöse immer aufreiben.

LG
Dirk

[hf500]

... zu den Lautsprechern, damit diese am Leben bleiben. ...

Moin,
das ist wichtig, alles unterlassen, was die Lautsprecher gefaehrdet, bzw. alles tun, damit sie ueberleben.
Denn es sind besondere Lautsprecher mit 800 Ohm, normale Lautsprecher hatten 4-5, seltener 8 Ohm. Die eisenlosen Endstufen verlangen die 800 Ohm Lastimpedanz.

73
Peter

[stereoloco]

Vielen Dank, Dirk und Peter, für den besorgten Hinweis. Mir ist die Besonderheit der hochohmigen Lautsprecher wohl bewusst, und was es damit hinsichtlich der eisenlosen Endstufe auf sich hat.
Im Gehäuse des Radios lag der Originalschaltplan noch drin. So kann ich systematisch vorgehen und jeden Kondensator genau bestimmen. Die 8uF Elkos am Ausgang habe ich natürlich mitbestellt, wie generell alle Elkos. Ich werde das gerne hier dokumentieren.

Eben habe ich in stundenlanger Kleinarbeit mit Wattestäbchen und Aceton eine Oberflächenreinigung des Chassis gemacht. Der Erfolg ist nicht umwerfend, aber der Geruch reduziert. Eine weitere Reinigung mit Kontakt WL steht noch an, nachdem ich die Kontakte mit Kontakt 60 behandelt habe. Fotos kommen morgen, die muss ich erst verkleinern.

Einen schönen Gruß in die Runde,
Wolfgang

[Hobbybastler]

Hallo Wolfgang,

hier könntest Du Ersatz für den Lautsprecherstoff bekommen: http://www.corrienmaas.nl

Frau Maas webt u.a. Lautsprecherstoffe für alte Radios, auch nach Vorlage.
Durchaus möglich, dass sich in ihrer Kollektion schon ein Stoff für Dein Radio befindet.
Der Spaß ist allerdings nicht ganz billig, da die Stoffe handgewebt sind.


Grüße

Martin

[stereoloco]

Vielen Dank, Martin. Ja diese gute Handarbeit hat ihren Preis. Ich käme da auf 100 Euro, das ist mir dann doch zu viel des Guten. Es wird ja schon kein günstiges Projekt, da der abgerauchte Trafo leider schon ins Geld geht.
Es gab mal einen Hinweis auf Geschirrtücher in Naturleinen, die es mit annähernd passender Optik geben könnte. Ansonsten scheue ich mich auch nicht, vom Original abzuweichen. Sowas ist ja wiederherstellbar, wenn in Zukunft mal der Originalzustand wichtig wird. Die Optik der Originalstoffe finde ich ehrlich gesagt etwas gruselig.

Mal eine kurze Rückfrage wegen den erwähnten Koppelkondensatoren 8uF:
Ich habe 10uF/550V als nächstmöglichen Wert bestellt. Geht das in Ordnung?
Der Koppelkondensator zwischen Anode EABC80 und G1 der EL86 22nF wird natürlich auch getauscht. Bei den beiden EL86 sind die Kathodenwiderstände schwarz, werden getauscht, zusammen mit dem Elko an der Kathode der 'unteren' EL86 im Schaltplan.
Ihr werdet bemerken, ich habe mich schon etwas eingelesen. Erfahrung ist aber nicht vorhanden, daher bin ich für alle Hinweise dankbar.

Grüsse, Wolfgang

[rettigsmerb]

Hallo Wolfgang,

bitte allergrößte Vorsicht mit dem hoch aggressiven Aceton! Es greift bestimmte Lacke und Kunststoffe an und kann böse Schäden hinterlassen. Zur Entfernung von Nikotin und anderen "Kneipenrückständen" ist ein Glasreiniger aus dem Gastronomiebedarf besser geeignet. Verschiedentlich wurden auch gute Erfahrungen mit "Breff" gemacht, einem Haushaltsreiniger aus dem Supermarkt.

[Novus2011]

Mal eine kurze Rückfrage wegen den erwähnten Koppelkondensatoren 8uF:
Ich habe 10uF/550V als nächstmöglichen Wert bestellt. Geht das in Ordnung?

Hallo Wolfgang,
Du meinst doch sicher 10µF/350V?
Das ist ok, die habe ich bei meiner Capella auch genommen.
Noch eine kleine Anmerkung zu Deinem ersten Post bezüglich abgebrannten Netztrafo:
laß Dich nicht von der Optik täuschen. Die Trafos von Philips aus dieser Zeit sehen oft etwas "angeschmolzen" aus, sind dann aber trotzdem ok.

LG
Dirk

[stereoloco]

Hallo Dirk,

bei den Kondensatorspannungen hab ich generell Luft nach oben gelassen. Also in diesem Fall sind es 550V. Spricht etwas dagegen?

Der Trafo bröckelt und ist schon kalt eine Quelle übler Gerüche. Ich lagere ihn im Gehäuse, soll sich der Nächste mal damit vergnügen. Auf mich macht er keinen betriebssicheren Eindruck.

Gruß, Wolfgang

[SABA78]

Hallo Wolfgang,

bei Nikotin habe ich, wie viele andere hier auch, mit Bref sehr gute Erfahrungen gemacht. Mein Blaupunkt-Fernseher-Gehäuse war stark nikotinisiert. Da halfen weder Glasreiniger, Bremsenreiniger, Spiritus, noch Orangenöl. Letzten Endes versuchte ich es mit Bref. Einsprühen reichte schon, und die kaffeebraune Brühe lief einfach vom Gehäuse ab.

BLAUPUNKT - Sevilla _2016 03 18 165528 161kB.jpg

Bedienelemente vorher-nachher.jpg

Beim Chassis funktioniert das teilweise auch, aber da muss man genau wissen was man tut. Ich hatte immer handtellergroße Bereiche mit dem Pinsel und Bref eingeschäumt und das Ganze dann mit Pressluft gleich wieder weggeblasen. Das ging gut, weil der Fernseher schon ein Platinenchassis hat.
Alternativ geht es aber auch gut mit Putzlappenstückchen und einer feinen, langen Spitzzange, mit der man die Stückchen an schwer zugängliche Stellen führen kann.
Das hat bei meinem Imperial 6048 gut geklappt.

IMPERIAL - J6048W - Innen vorher nachher 1000.jpg

Viel Erfolg und viel Spaß

Gruß,
Daniel

[stereoloco]

Das sind beeindruckende Bilder, Daniel, vielen Dank! Das werde ich mal versuchen. Mit Aceton hatte ich nur Metallflächen vorsichtig abgerieben, also keine Gefahr für Kunststoffe usw. Alles Andere half nichts, ausser Zahnpasta und Zahnbürste. Damit habe ich die Knöpfe und Drehscheiben am Klangregister gereinigt.

[stereoloco]

Hier noch Fotos:

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Der Trafo sieht von unten noch schlimmer aus und bröselt.

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Übrigens habe ich die Seilzüge am Klangregister schon erneuert, die waren beide gerissen. Im RM gibt es dazu eine sehr gute Beschreibung: http://www.radiomuseum.org/forum/philip ... _5632.html

Gruß, Wolfgang

[glaubnix]

Hallo Wolfgang,

vom Aussehen der Philips-Trafos sollte man sich nicht täuschen lassen. Sie wurden mit einer teerartigen Masse (wahrscheinlich wirklich Teer) vergossen. Trotzdem, oder vielleicht deswegen, waren sie sehr robust. Ausfälle waren die große Ausnahme.

Deshalb meine Frage: Worauf führst du deine Behauptung zurück, dass der Trafo defekt sei? Vielleicht solltest du das einmal systematisch untersuchen. Wie verhält sich der Trafo, wenn du ihn an das Netz anschließt, einfach so lose wie er da liegt, ohne Belastung? Du hast ihn doch bereits ausgebaut?