Systematische Fehlersuche bei Kohlepreßwiderständen

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Salossi
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Re: Systematische Fehlersuche bei Kohlepreßwiderständen

Beitrag von Salossi »

Ja, da kann ich vollends zustimmen - so sehe ich das auch.

Zur Richtigstellung: Die B3 ist eine Tonewheel-Orgel, d.h. die Töne (inclusive sämtlicher Harmonischen) werden mechanisch mittels Tonrädern und Spulen erzeugt. Auch in diesem Punkt ist übrigens bei vielen Orgeln eine Umrüstung nötig: Da viele Instrumente für den amerikanischen Markt gebaut wurden ist hierzulande ein Frequenzumformer Pflicht - sonst dreht der Generator zu langsam und die Orgel ist zu tief gestimmt.

Bei dem Verstärker (AO28) handelt es sich um den Röhrenpreamp, der im Gerät sitzt. Die Endstufen (Gegentakt mit 2x 6550 und Röhrengleichrichtung) sitzen bei dieser Orgel im Leslie-Kabinett. Hier war eine solche Restauration nicht nötig, da der Amp neueren Baujahrs ist.

Beim Ersatz von Widerständen kommt´s auch bei mir (und ich kann von mir wohl behaupten, daß ich sauber arbeite) vor, daß ich Widerstände oder Kondensatoren abknipse. Oft sind die Originalbauteile leider vor dem Verlöten durch die Lötfahnen gesteckt und das Ende gefühlte dreimal drumrumgewickelt... :twisted: Wenn man sowas auseinanderlötet macht man durch das Braten mehr kaputt als durch sauberes Abschneiden und sauberes Auflöten des Ersatzbauteiles. Aber wie gesagt, das hängt vom Einzelfall ab.

Greets, Sascha
edi
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Re: Systematische Fehlersuche bei Kohlepreßwiderständen

Beitrag von edi »

Bauelemente an Drahtenden des abgeschnittenen Defektteils anlöten... war sogar eine Zeit empfohlene Reparaturmethode, zum Anfang der Leiterplattenzeit, irgendwo habe ich da noch einen Hinweis in einem Service- Heft.
Gelegentlich mache ich das auch, wenn ein Bauteil nur mittels Zerlegung umfangreicher Konstruktionselemente erreichbar ist- was wieder weitere Fehler nach sich ziehen kann. Schön ist es nicht, und wenn man die Wärme beim Anlöten nach unten nicht ableiten kann, weicht man die Lötstelle auf der Leiterplatte auch noch auf.

Können Sie diese Orgelanlage vorstellen, oder ist die ständig im Bandbetrieb ? Würde mich schon interessieren.

Edi
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Re: Systematische Fehlersuche bei Kohlepreßwiderständen

Beitrag von Salossi »

Einen Bericht über die Restauration dieser Orgel, auch mit schönen Bildern vom Instrument, findet sich auf meiner Webseite:
http://www.salossi.de/loeten/hammond/hammond.html

Viel Spaß beim Stöbern!!
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Stereowaage
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Re: Systematische Fehlersuche bei Kohlepreßwiderständen

Beitrag von Stereowaage »

Hallo Sascha,

auch außerhalb des Themas machte es mir Freude, deine Homepage zu durchstöbern. Eindeutig produktiv-creativ deine Berufsinhalte und Freizeitvorlieben. Bei Orgeln liegen mir die rein mechanischen oder halbelektronisches großen Schwestern - ob Berner Hausorgeln oder die fünf-, maxmal sechsmanualigen Riesen (z.B. auch bei Wanemaker, Philadelphia) und interessante Bespieler dieser auch außerhalb der Sacralmusik "sexiest Instruments" etwas näher (z.B. auch Cameron Carpenter).
Weiterhin viel Freude und Erfolg bei deinen Vorhaben!

http://de.wikipedia.org/wiki/Orgel_des_ ... ladelphia)
mit besten Grüßen
edi
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Re: Systematische Fehlersuche bei Kohlepreßwiderständen

Beitrag von edi »

Ich würde gern mal den reinen Sound der restaurierten Hammond hören- haben Sie das was, was Sie hier frei einstellen können ?

Edi
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Re: Systematische Fehlersuche bei Kohlepreßwiderständen

Beitrag von Salossi »

@ Stereowaage: Vielen Dank für die Blumen :wink:

@ Edi:
Na, z.B. Fabios neue Band, mit Judy Spellman am Gesang sowie Martin Scholz an der Orgel und am Fender Rhodes:
http://www.youtube.com/watch?v=dALEEncD ... st_related

Viel Spaß!
Erik
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Re: Systematische Fehlersuche bei Kohlepreßwiderständen

Beitrag von Erik »

edi hat geschrieben: Dennoch habe ich jede Menge solcher R`s in den alten Radios, die Leistung verbraten, und ok sind.
Wir wissen ja in den seltensten Fällen, wo unsere Radios jahrelang gestanden haben, bevor sie zu uns kommen. Hat das Gerät auf einem unisolierten Dachboden gestanden, war die Belastung durch Hitze und Frost entsprechend hoch. Stand es bei der Oma im Schlafzimmer auf dem Schrank, war der Temperaturwechsel nur moderat.
- Ja, der Heesters, das hat er nun davon, von seiner Raucherei... -
edi
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Re: Systematische Fehlersuche bei Kohlepreßwiderständen

Beitrag von edi »

Wir wissen ja in den seltensten Fällen, wo unsere Radios jahrelang gestanden haben, bevor sie zu uns kommen. Hat das Gerät auf einem unisolierten Dachboden gestanden, war die Belastung durch Hitze und Frost entsprechend hoch. Stand es bei der Oma im Schlafzimmer auf dem Schrank, war der Temperaturwechsel nur moderat.
Das ist schon klar. Ich besitze einige Geräte, bzw. habe solche in Pflege, wo ich definitiv weiß, daß sie niemals schlechten Bedingungen ausgesetzt waren.
Ich habe natürlich nicht alle Widerstände überprüft -wer würde das tun-, aber Funktionen und Spannungsmessungen bei der Restauration in den Toleranzen- während viele Geräte aus unbekannten Quellen, und solche, von denen ich genau weiß, daß sie schlechten Bedingungen ausgesetzt waren, wenigstens Minderleistung, meist aber jede Menge Fehlfunktionen hatten.

Ich bekam vor einigen Monaten einen schönen Mittelsuper, der ist in z. B. in einem so tollen Zustand- kaum Dreck oder Staub drin, Röhren auf dem RPG "gut", alle Funktionen top, und hat einen wunderschönen Klang- und das mit allen alten Bauteilen, vor allem den üblicherweise schrottigen Teeries- Ich gehe davon aus, daß dort keine Ausreißer zu finden sind.

Edi
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Re: Systematische Fehlersuche bei Kohlepreßwiderständen

Beitrag von SK468W »

Hallo,

das was Ihr hier als Kohlepresswiderstand bezeichnet, wird üblicherweise als Massewiderstand bezeichnet, siehe http://www.elektronikinfo.de/strom/wide ... widerstand

Dort wird auch die Instabilität erklärt. Besonders berüchtigt sind die Vitrohm Massewiderstände, die stellen das Gegenstück zu den Ero-Kondensatoren dar. Diese und die meisten Massewiderstände sind kappenlos, das Widerstandsmaterial befindet sich in einem an den Enden kontaktierten Rohr.

Saschas Erfahrungen kann ich bestätigen, vor ca 25 Jahren habe ich bei einem Verstärker eines Siemens P2000 Projektors auch alle Massewiderstände erneuert, weil alle außerhalb der Toleranz waren.

Der Begriff Kohlepresswiderstand kommt wohl aus dem Audiobereich, da wird er verwendet, damit die audiophile Kundschaft nicht so schnell merkt, was für fabrikneuer Elektronikschrott ihr verkauft wird, z.B. http://www.tubeampdoctor.com/product_in ... e8baqjXMU1

MfG
Volker
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Re: Systematische Fehlersuche bei Kohlepreßwiderständen

Beitrag von Salossi »

Jau, die Leute die Kohlepresswiderstände "raushören" sind vermutlich dieselben, die auch "hören", wie rum ein Kabel angeschlossen ist... (für Nichtkenner: damit meine ich den Vovox-Voodoo... dort gibt es tatsächlich Instrumentalkabel mit einer "Laufrichtung", d.h. ein bestimmtes Ende gehört in die Gitarre, das andere in den Amp, und BLOSS nicht andersrum, weil´s dann nicht so gut klingt)!
:wut:

Mit der entsprechenden Vermarktung kann man glaub ich zumindest irgendwem jeden *****Bitte in diesem Forum auf die Ausdrucksweise achten/ Automatisch zensiert!****** verkaufen...

Ich wünschte, ich wär so gut im mich-selbst-vermarkten...

Greets, Sascha
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Re: Systematische Fehlersuche bei Kohlepreßwiderständen

Beitrag von SK468W »

Hallo,

habe gerade hier im Forum ein klassisches Beispiel für die Vitrom Widerstände gefunden:http://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=2&t=631

Funkschrotti hat es auch schon vermutet:
Auf der Platine sind Widerstände eines berüchtigten Herstellers zu sehen, die oft defekt werden. Daher vermute ich, das dieser Typ Widerstände auch an die Fassung des magischen Bandes gelötet ist.
Und das Ergebnis:
Getauscht wurden sämtliche Widerstände und der Siemens Turm hatte 30 Prozent Schaden.
MfG
Volker
edi
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Re: Systematische Fehlersuche bei Kohlepreßwiderständen

Beitrag von edi »

das was Ihr hier als Kohlepresswiderstand bezeichnet, wird üblicherweise als Massewiderstand bezeichnet
Die gibt es kaum (noch)- hauptsächlich werden KohleSCHICHTwiderstände verwendet.
Jau, die Leute die Kohlepresswiderstände "raushören" sind vermutlich dieselben, die auch "hören", wie rum ein Kabel angeschlossen ist... (für Nichtkenner: damit meine ich den Vovox-Voodoo.
Einspruch !
Das ist kein Voodoo.
Widerstände rauschen- je nach Material/ Ausführung mehr oder weniger. Kohleschichtwiderstände wohl am meisten.
Da habe ich noch Abhandlungen drüber, die stammen aus Fachbüchern der Vor- HiFi- Zeit, haben also einen realen technischen Hintergrund, kein Pseudowissen von HiFi- Freaks- und -Gurus.
Natürlich ist entscheidend, an welcher Stelle einer Schaltung der R verwendet wird.

Edi
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Re: Systematische Fehlersuche bei Kohlepreßwiderständen

Beitrag von SK468W »

Hallo,

Edi, lies doch mal die Postings richtig!

MfG
Volker
edi
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Re: Systematische Fehlersuche bei Kohlepreßwiderständen

Beitrag von edi »

Edi, lies doch mal die Postings richtig!
Habe ich.
Vor meinen Kommentaren stehen die Zitate.

Wenn Sie was anderes meinten, ich was anderes hätte herauslesen sollen- ok- können wir gern weiter diskutieren.

Edi
Zuletzt geändert von edi am So Nov 13, 2011 13:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Systematische Fehlersuche bei Kohlepreßwiderständen

Beitrag von röhrenradiofreak »

edi hat geschrieben:Widerstände rauschen- je nach Material/ Ausführung mehr oder weniger. Kohleschichtwiderstände wohl am meisten.
Dafür habe ich einigen Jahren ein herausragendes Beispiel erlebt: Der Verstärker eines Musikers, transistorisiert und aus den 70er Jahren, produzierte in beiden Vorverstärker-Kanälen ein so lautes Rauschen, dass man das angeschlossene Instrument kaum noch hörte, wenn es leiser gespielt wurde. Die Ursache habe ich mit Kältespray sehr schnell gefunden: zwei 43 k Ohm-Widerstände im Basis-Spannungsteiler der ersten Vorverstärkertransistoren beider Kanäle, sie waren von dem von Funkschrotti erwähnten "berüchtigten Hersteller", hatten noch ungefähr ihren Sollwert, aber produzierten ein extrem lautes Rauschen. Nach Austausch dieser Widerstände war das Rauschen praktisch vollständig verschwunden.

Lutz