Frage zu den "Plattenfräsen" der 50er und 60er

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Robin
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Frage zu den "Plattenfräsen" der 50er und 60er

Beitrag von Robin »

Hallo Zusammen! Ich habe schon viel gelesen, dass die alten Wechsler der 50er und 60er gerne als "Plattenfräsen" bezeichnet werden. :lol: Ich würde gerne mal meine guten Platten auf den alten Geräten hören, die ich bis jetzt nur auf einem hochwertigen Pioneer Dreher aus den 70ern gehört habe.
Kann man eigentlich die alten Dreher sozusagen "aufarbeiten" um mal gute Platten abspielen zu können?
z.B. Die alte Nadel zu ersetzen oder das Gegengewicht einzustellen?
Willi H 411
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Re: Frage zu den "Plattenfräsen" der 50er und 60er

Beitrag von Willi H 411 »

Wenn du deine Platten auch noch weiterhin auf dem Pioneer genießen möchtest, gibt es nur einen Rat:

Halte die Platten von solchen Plattenspielern fern!

Mit diesen Plattenspielern kannst du unbedenklich Schellackplatten abspielen. Auch bei Vinylplatten aus den 50er Jahren ist der Schaden geringer, da das Material damals wohl noch auf solche Plattenspieler ausgelegt war.

Bei Platten ab spätestens den 70er Jahren reicht schon ein Abspielen, daß die Rillen Schaden erleiden.

VG Willi
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Re: Frage zu den "Plattenfräsen" der 50er und 60er

Beitrag von Phalos Southpaw »

Du kannst deinen "modernen" Plattenspieler über einen Entzerrer-Vorverstärker mit einem alten Radio verbinden hinten am TA eingang. Dann kannst du deine Platten auch auf dem alten Gerät hören.
Robin
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Re: Frage zu den "Plattenfräsen" der 50er und 60er

Beitrag von Robin »

Okay, das war dann wohl absolut deutlich! :D Danke für eure Antworten! Das Gerät hat einen normalen 5PIN DIN Anschluss. Kann man den nicht einfach so an ein altes Röhrengerät anhängen?
Willi H 411
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Re: Frage zu den "Plattenfräsen" der 50er und 60er

Beitrag von Willi H 411 »

Nein, denn erstens liefert ein Magnetsystem eine zu geringe Spannung und zweitens muß das Musiksignal erst "entzerrt" werden, das heiß, die Bässe müssen angehoben und die Höhen abgesenkt werden. Daher auch Entzerrer-Vorverstärker.

VG Willi
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Re: Frage zu den "Plattenfräsen" der 50er und 60er

Beitrag von hf500 »

Moin,
die alten "Plattenfraesen", ich nennen die Dinger "Karusselldrehbank", haben Kristalltonabnehmer und zu denen gehoeren Auflagekraefte, die ein gutes Stueck ueber denen der moderneren Magnetsysteme liegen. Die kommen mit aequv. 1,5-2g aus, die alten Dinger lagen mit ihren schwern Armwen oft genug bei 10+xg. Dazu kommt noch die weniger verschleissfesten (um 300 Plattenseiten ggue. Diamant mit 800 Plattenseiten) Saphiernadeln unbekannten Zustandes.
Wenn man "Futter" fuer so einen Plattenspieler braucht, sollte man sich ertraegliches Programm fuer wenig Geld auf Flohmaerkten zusammensuchen, aber nicht seine besten Platten damit ruinieren.

73
Peter
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Re: Frage zu den "Plattenfräsen" der 50er und 60er

Beitrag von achim1 »

Es ist schon erstaunlich. Ich bin kein Fan von Plattenspieler, liebe aber meine Mignons, Hutschachteln, ect.
Dafür hab ich mir viele Platten aus den 50ern und 60ern besorgt. Viele davon stammen aus Musikboxen, sind also unendlich oft abgenudelt worden. Die Oberflächen sehen oft aus wie geschliffen oder sandgestrahlt. Diese Platten klingen auf meinem Technics Plattenspieler aus den 80ern mit Audio Technica AT12XE und 1,5g Auflagekraft, schauerlich. Kinistern, Kratzen, Nebengeräusche ohne Ende. Auf den alten Plattenspielern dagegen erstaunlich gut. Nebengeräusche viel geringer. Die Auflagekräfte liegen beim Mignon um 10g, bei der Hutschachtel hab ich 17 g gemessen und ein paar andere alte Dreher erreichen auch mal gut 20g. Trotzdem sind die Platten noch durchaus anhörbar.
Auch das Tefifon drückt mit 20g auf das Band. Es gibt auch Quellen die 1000h für einen Saphir angeben.
In meinem Tefi ist seit ca. 400h der gleiche Saphier drin. nach 500h werde ich ihn mal unter dem Mikroskop mit einem identischen, neuen vergleichen. Bin gespannt.
"Neue" Platten würde ich auch nicht auf altern Geräten wiedergeben. Das passt auch irgendwie nicht. Am schönsten ist es, "in der Zeit" zu bleiben was Platten und Geräte betrifft. Ich mag auch die Musik aus den 50ern, aber die als CD oder MP3 zu hören käme mir nicht in den Sinn.

Gruß,
Achim
Willi H 411
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Re: Frage zu den "Plattenfräsen" der 50er und 60er

Beitrag von Willi H 411 »

achim1 hat geschrieben:Ich mag auch die Musik aus den 50ern, aber die als CD oder MP3 zu hören käme mir nicht in den Sinn.
Das geht mir bei meinen Schellackplatten genauso. Da gibt es auch Musik aus den 30er Jahren, die ich auf Schellack toll finde, wovon ich mir aber nie eine CD oder "normale" Schallplatte kaufen würde.

VG Willi
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Re: Frage zu den "Plattenfräsen" der 50er und 60er

Beitrag von Robin »

Stimmt! Das meiste höre ich sowieso mit meiner Akai X200D, Platten auch eher weniger. Habe aber letztens mal die Plattensammlung meines Vaters ausgegraben und seinen Dreher nachdem die alte Ortofon Nadel gebrochen war auf ein Pioneer System umgerüstet und einfach mal durchgehört. Die alten Platten bis in die späten 60er müssten ja noch für solche alten und schweren Systeme ausgelegt sein. Dann muss ich mir wohl n' paar durchgespielte Platten zulegen, die welche von meinem Opa stammen sind total verkratzt, da Sie immer ohne Hülle lagerten... Die wurden immer auf einem Perpetuum Ebner REX in der alten Grundig Musiktruhe von 1954 gespielt.
Ich habe letztens von einem Wertstoffhof eine Platte, die auf einem 1966er Dual Wechsler lag mitgenommen "Sunshine Reggae" von Laid Back. Als ich die Zuhause abspielte setzte im Lied an verschiedenen Stellen immermal ein heftiges zischen ein... Ich frage mich woher diese unregelmäßigen Einschliffe kommen, von außen sieht man nichts... Liegt wohl auch am Dreher.
Willi H 411
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Re: Frage zu den "Plattenfräsen" der 50er und 60er

Beitrag von Willi H 411 »

Robin hat geschrieben:Die alten Platten bis in die späten 60er müssten ja noch für solche alten und schweren Systeme ausgelegt sein.
Prinzipiell würde ich keine Platte aus den 60ern mit einem Kristallsystem abspielen.

Robin hat geschrieben:Dann muss ich mir wohl n' paar durchgespielte Platten zulegen, die welche von meinem Opa stammen sind total verkratzt, da Sie immer ohne Hülle lagerten... Die wurden immer auf einem Perpetuum Ebner REX in der alten Grundig Musiktruhe von 1954 gespielt.
Die sind dann zumindest bereits in einem Zustand, wo du nichts mehr großartig verschlimmern kannst.

Robin hat geschrieben:Ich habe letztens von einem Wertstoffhof eine Platte, die auf einem 1966er Dual Wechsler lag mitgenommen "Sunshine Reggae" von Laid Back.
Warum hast du nicht gleich den Dual-Plattenspieler mitgenommen? Diese Plattenspieler hatten bereits eine sehr gute Qualität. Vor allem hatten die bereits Stereo-Systeme (egal, ob Kristall oder Magnet). Die Dual-Kristallsysteme der 60er Jahre hatten durchweg ein Auflagegewicht von maximal 5 Gramm und waren bereits wesentlich plattenschonender, als z.B. die Telefunkensysteme aus den 50ern, die vor allem auch noch mono waren. Damit ruinierst du dir eine Stereo-Platte recht schnell.

Robin hat geschrieben:Als ich die Zuhause abspielte setzte im Lied an verschiedenen Stellen immermal ein heftiges zischen ein... Ich frage mich woher diese unregelmäßigen Einschliffe kommen, von außen sieht man nichts... Liegt wohl auch am Dreher.
Eine Platte, die auf einem Plattenspieler auf einem Wertstoffhof liegend "gelagert" wurde, dürfte schon einen ziemlichen Schaden erlitten haben. Wenn du Glück hast, kommt dieses Zischen lediglich von Staub und Dreck. Dann kannst du versuchen, die Platte mit destilliertem Wasser mit ganz wenig Spüli und einer sehr weichen Bürste zu reinigen, indem du die Bürste in Richtung der Rillen bewegst und anschließend mit mehreren Mikrofasertüchern vorsichtig trockenreibst - auch immer in Richtung der Rillen. Das Zischen kann aber auch durch Sonneneinwirkung kommen, wodurch sich die Platte ziemlich aufgewärmt haben dürfte.

VG Willi
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Re: Frage zu den "Plattenfräsen" der 50er und 60er

Beitrag von röhrenradiofreak »

Es gibt noch eine andere mögliche Ursache für das Zischen: eine defekte Tonnadel (ausgebrochenes Material). Diese schädigt in jedem Fall die Platte. Im schlimmsten Fall hobelt sie aus der Rille einen Span heraus.

Diese Erscheinung muss nicht ständig, über die ganze Laufzeit der Platte, auftreten, denn mitunter hängt das von dem Winkel, mit dem die Tonnadel auf der Plattenoberfläche liegt, und somit u.a. vom Höhenschlag der Platte ab.

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Re: Frage zu den "Plattenfräsen" der 50er und 60er

Beitrag von Elko »

Hallo Robin!

Sofern es sich bei Deinem Plattenspieler um einen DUAL handelt, möchte ich Dich auf diese Adresse hinweisen:
http://www.dualfred.de/
Auch wenn der gesuchte Artikel nicht im Online-Bestand aufgeführt ist, wird dir DUAL-Fred helfen, wenn Du ihn darum bittest.
Ich denke, eine neue Nadel schadet mit Sicherheit nicht.

Aber auch mit neuer Nadel gilt, was Willi bereits gesagt hat: Keine guten Platten auf diesen Dreher!! Ich habe auch einen neuwertigen DUAL 1007 in meiner * SPAM-Verdacht! Externe Werbung nicht erlaubt*-Truhe. Würde jedoch nie gute Platten darauf abspielen.

Hallo Lutz!
Freut mich, von Dir zu lesen!!!
noli turbare circulos meos

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Re: Frage zu den "Plattenfräsen" der 50er und 60er

Beitrag von Robin »

Also der Dual war in einer Grundig Musiktruhe von 1966 einigebaut. Mein Vater so wie er eben ist hat sich sehr dagegen gesträubt das Gerät mitzunehmen. :wut: Ich durfte nur die Platte haben. :angry:
Mein Dreher ist ein Palladium NSP-720. Müsste aus dem Hause Pioneer stammen. Habe ich kürzlich auf ein Pioneer 5-MC System umgerüstet, da die Ortofon Nadel leider gebrochen war...
Doch der gleiche DUAL ist in der Nordmende Arabella BJ. '66 eingebaut die ich kaufe. Leider hab ich mir schon gute Platten versaut, da ich vor langer Zeit ein Paar auf einem TFK Musikus Baujahr 1962 gehört habe, als ich das noch nicht wusste...
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Re: Frage zu den "Plattenfräsen" der 50er und 60er

Beitrag von radioschrat »

Robin hat geschrieben:Ich habe schon viel gelesen, dass die alten Wechsler der 50er und 60er gerne als "Plattenfräsen" bezeichnet werden.
Auch als spanabhebende Tonwiedergabe bekannt... ;-)
Und wenn ich nicht mehr weiter weiß, dreh ich am Oszillatorkreis.
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Re: Frage zu den "Plattenfräsen" der 50er und 60er

Beitrag von hf500 »

Ich sach ja: Karusselldrehbank ;-)

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Peter