Enstörkondensator... Hmm.
Es gibt hier ein sehr kompetentes Mitglied, welches sich aber hier kaum bis gar nicht mehr einlogt, da er in einem anderen Forum eher aktiv ist.
Jener "junge" Mann (scotty) hat in eben diesem Forum mal einen sehr guten Beitrag geschrieben, der eventuell einigen hier mal die Augen öffnen würde, wenn sie von diesen Kondensatoren schreiben und "schneid ab, hat sowieso keine Sinn...".
Hallo Leute,
ich habe keine andere passende Stelle im Forum gefunden, um mal über ein geschmähtes und verteufeltes Bauelement in unseren Röhrenradios nachzudenken:
Die angeblich "nutzlosen Entstörkondenstoren", die von der Chassis- (Geräte-) Masse jeweils an einen Pol der Netzzuleitung gehen.
Ich möchte aus aktuellem Anlaß in einem anderen Thread "... die kannste ersatzlos rausschmeißen, die sind zu nichts nütze..." , versuchen, die m.M. durchaus wichtige Daseinsberechtigung zu erklären.
Zuerst einmal, es sind weder "Störschutz-" noch sonstige Schutzkondensatoren, sondern eigentlich wichtige HF- Bauelemente als Bestandteil der Eingangsstufen von AM- (Röhren)-Radios ohne Ferritantenne.
Diese beiden, meist 5nF großen Kondensatoren, die eine sehr große Spannungsfestigkeit aufweisen müssen, meist 600 bis 1500V, haben eine wichtige Funktion für den Empfang, nämlich das Chassis, und damit die "kalte" Seite der AM- Empfängerschaltung HF- mäßig auf Erdpotential zu legen. In frühen und primitiven Schaltungen, wie Detektoren, Audions, aber auch Superhets ohne Ferritantenne war es zwingend notwendig, neben der Antenne auch eine Erde zu benutzen, denn die Sendeantenne eines Rundfunksenders sendet ja gegen das Erd- "HF- Gegengewicht" die elektromagnetischen Wellen aus. Dabei wirkt das System Antenne- Atmosphäre- Erde wie ein Reihenschwingkreis, der als Signalquelle dient.
Vor dem Erscheinen von magnetisch wirkenden Ferritantennen, die in sich mit dem Abstimmkondensator eine geschlossene Stromquelle, einen Generator bilden, mußte der Empfangskreis durch die Antennen- und Erdleitung hergestellt werden. Da der Mensch zur Bequemlichkeit neigt, wollte er sich aber das Verlegen einer Erdleitung zum Radio irgendwann mal sparen und kam auf die glorreiche Idee, die Netzzuleitung als Erdverbindung zu nutzen.
Wie jeder wissen sollte, ist ja ein Pol unserer 230V- Niederspannungsnetze, der N- Leiter, im Wohngebietstrafo geerdet. Also ist die Erde an diesem Pol schon mal vorhanden.
Dabei ging es nur um die HF- mäßige Anbindung des Erdpotentials, es brauchte also keine galvanische Verbingung zwischen Chassis und N- Leiter, sondern es konnte durch einen entsprechend dimensionierten Kondensator die hohe niederfrequente Netzwechselspanung vom Innenleben des Radios ferngehalten werden.
Da man aber nicht weiß, wie rum der Netzstecker in der Steckdose steckt, wo also Phase oder Null anliegen, hat man eben zu beiden Netzpolen einen Kondensator gelegt.
Modernere AM- Radios (auch solche mit Röhren), die ausschließlich eine Ferritantenne für den AM- Empfang nutzen, brauchen diese künstliche Erde über die beiden Kondensatoren nicht mehr.
Also, die "unnützen" Kondis sind nicht aus Jux und Tollerei in die Radios gekommen, sondern die altvorderen Entwickler haben sich was dabei gedacht und das sollte man auch bei eventuellen Kondensatorrazzien beachten. Lieber zwei neue Kondis spendieren, wenn das Gerät richtig gut empfangen soll. Die modernen X- und Y2- Kondensatoren mit entsprechend hoher Betriebsspannung gibts doch genügend und die sind wahrhaftig nicht teuer!
Ich habe dies mal hierher kopiert und denke mal, das der Schreiber nichts dagegen hat. Er ist ein guter Bekannter von mir und würde mir das schon mitteilen denke ich.
So Du Marcus vor hast, Dein Radio nur halbherzig fertig zu machen, kannst Du sie raus lassen. So Du aber über Außenantenne auf AM wirklich was hören willst solltest Du sie wieder ersetzen (die Originalen aber wirklich ersetzen!). Denn nur Deine vorhandene Ferritantenne nützt heute nicht wirklich mehr was.
paulchen